Bad Tölz:Brutal heiß, brutal gut

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Stefan Dettl holte die Kinder aus dem Publikum auf die Bühne, und alle hatten Spaß. (Foto: Harry Wolfsbauer)

"La Brass Banda" eröffnet das Tölzer Summer Village mit einem tollen Konzert

Von Petra Schneider, Bad Tölz

In der Stadt gibt es wieder ein Village. Zumindest für ein langes Wochenende, denn seit Donnerstag sind auf dem Gelände am Moraltpark Buden, Bars, Bühne und Zirkuszelt des zweiten "Summer Village" aufgebaut. Das ist so etwas wie die kleine Schwester des Münchner Tollwood-Festivals, aber weniger ökig und ein bisschen schräger. Denn vom "Kraut gegen Dummheit" bis zur "G'rupften Sau mit Pommes", von Piercings und "Sattlerarbeiten für Motorrad und Pferd" bis zum Kletterbaum gibt es im Village einiges, das für drei Euro Eintritt auch ohne Konzertkarte besucht werden kann.

Das Zirkuszelt fasst heuer mit 4000 Plätzen doppelt so viele Zuschauer wie voriges Jahr. Man ahnt, welcher Kraftakt, auch finanziell, hinter der Organisation eines solchen Festivals steckt, das ohne städtische Zuschüsse auskommen muss. Viele junge Leute schlendern über das 5000 Quadratmeter große Gelände, einige in Lederhosen und mit Schuhen - anders als La Brass Banda, die das Summer Village eröffnen. Sie spielen mit Lederhose und ohne Schuhe. Am Donnerstag wäre es auch in der Badehose gegangen: Bereits nach den Vorbands "Zwoa Bier" und "Lenze und de Buam" gleicht das Zirkuszelt einer Sauna.

Mit neun Mann bevölkern La Brass Banda die Bühne: Tuba, Posaune, Trompeten, E-Gitarre und E-Bass, Schlagzeug und Percussion. "Habe die Ehre, Bad Tölz" ruft Frontman Stefan Dettl den Fans zu. "Wir möchten heute kein normales Konzert machen, sondern ein brutales". Und das machen sie - heiß, laut und brutal gut. Mit den ersten fiebrigen Posaunentönen und dem treibenden Rhythmus des Schlagzeugs verschmelzen die Zuhörer zu einer wogenden, schwitzenden Menge. Das Hirn darf Pause machen, was zählt, ist der Beat, der flächige Bläsersound und die aufpeitschenden Soli dieser klasse Musiker.

Sie spielen Reggae, Rock, Hip-Hop und Techno: "VW Jetta", ein 1980-er Medley aus "Amadeus" und "99 Luftballons", eine Coverversion des Captain-Sensible-Songs "Wot". Natürlich "Autobahn", das jazzig-coole "Tecno" und "Nackert", mit dem sie beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest (ESC) vor zwei Jahren den zweiten Platz belegt haben. Aber ESC, das sei nicht ihr Ding, sagt Sänger und Trompeter Dettl. "Alles Playback". Und eine Playback-Band ist die Barfuß-Banda, die in den vergangenen acht Jahren über 500 Konzerte in Europa, Amerika und Russland gespielt hat, nun wirklich nicht.

Dettl, der beim letztjährigen "Chiemsee-Summer"-Festival in Übersee Schlagzeilen machte, weil er, ausgerechnet in seinem Heimatort, betrunken auftrat, ist ein großer Motivator. Immer wieder fordert er die Fans auf mitzusingen und sich in "Techno-Moves" zu bewegen. "Fühlt's eich frei", ruft er, und die Leute folgen begeistert, auch wenn ausladende Moves im Gedränge kaum möglich sind. Irgendwann holt er die Kinder aus dem Publikum auf die Bühne, tanzt mit ihnen und hat offensichtlich großen Spaß.

Diese Lebensfreude und die sympathische "mia scheißn uns nix"-Attitüde muss man live erleben. Überschwänglich wird schließlich noch ein anderer Gast auf der Bühne begrüßt: Punkrocker Vom Ritchie, der Schlagzeuger der Toten Hosen. Immer wieder bedankt sich Dettl für das schöne Festival", lobt Organisator Peter Frech, die professionelle Security und die vielen Helfer, die dieses Event in Tölz möglich gemacht hätten.

© SZ vom 25.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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