Bad Tölz:Brenzlige Situation

71-Jähriger bedroht Polizisten mit Messer. Die ziehen die Waffen

Von Benjamin Engel, Bad Tölz

Für die alarmierten Beamten war die Situation im Juni brenzlig: Eine Frau aus einem Mehrfamilienhaus in der Kreisstadt rief in der Polizeiinspektion an, weil ihr 71-jähriger Nachbar sie im Streit um ein geöffnetes Fenster im Treppenhaus wüst beleidigt habe. An seiner Wohnungstür hielt der Mann den beiden Polizisten ein Küchenmesser mit einer 15 Zentimeter langen Klinge entgegen. "Das war eine ganz blöde Sache", sagte einer der Polizisten im Prozess vor dem Wolfratshauser Amtsgericht. Sie hätten ihre Dienstwaffen gezogen und schießen müssen, wäre der Mann mit dem Messer auf sie zugekommen. Zum Glück habe er das Messer jedoch wieder weggelegt. Vor Gericht wurde der Mann jetzt wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 1500 Euro verurteilt.

Mit der Frau - sie wohnt inzwischen anderswo - hatte der Angeklagte wiederholt gestritten. Erst vor kurzem hatte das Wolfratshauser Amtsgericht den Mann zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er die Frau beleidigt hatte. Bei dem Vorfall im Juni hatten sich beide wechselseitig beleidigt, die Frau dies angezeigt.

Der Angeklagte sei "emotional hochgefahren" gewesen, sagte ein Polizist. Deswegen hätten sie ihn in die geschlossene Psychiatriestation nach Agatharied gebracht. Für die Staatsanwältin war der Fall klar: Der Mann hatte die Sache eingeräumt. Sie forderte eine Geldstrafe in Höhe von 1650 Euro. Wegen der wechselseitigen Beleidigungen hielt der Verteidiger für seinen Mandanten eine Geldstrafe nicht für angebracht. Doch Richter Helmut Berger verurteilte den Angeklagten genau dazu. Er erklärte, dass die Angelegenheit gut und gerne mit einer Freiheitsstrafe hätte ausgehen können.

© SZ vom 10.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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