Bad Tölz:Betreuung für die Engagierten

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Die Stadt finanziert dem Roten Kreuz einen Asyl-Ansprechpartner

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Wenn sich die Prognosen bewahrheiten, werden im Sommer bis zu 300 Asylbewerber in Bad Tölz leben. Das sind mehr als doppelt so viele wie bislang. Um die Flüchtlinge kümmert sich ein großer Kreis an ehrenamtlichen Helfern, die inzwischen aber "am Limit ihrer Möglichkeiten" angelangt seien, wie Sozialplaner Armin Ebersberger am Dienstagabend im Stadtrat berichtete. Sie können nicht noch mehr Menschen betreuen. Außerdem benötigen auch sie professionelle Unterstützung - und da hapert es in Tölz. Die Stadträte stimmten deshalb einmütig einer Vollzeitstelle für einen hauptamtlichen Betreuer der ehrenamtlich Engagierten zu, der jedoch nicht im Rathaus, sondern vom Roten Kreuz angestellt wird. Das BRK erhält dazu einen jährlichen Zuschuss von 56 700 Euro.

Mit den beiden Asylsozialberaterinnen des Vereins "Hilfe von Mensch zu Mensch" gibt es zwar Ansprechpartner für die Helfer, doch das reicht bei weitem nicht aus. Diese Profis müssten mit je 150 Personen zusammenarbeiten, "dieser Betreuungsschlüssel ist unzureichend", sagte Ebersberger. Sie könnten den Ehrenamtlichen nur punktuell rechtliche Auskünfte geben, was nicht genüge. Die Stadt finanziert seit 2014 zusätzlich zehn Wochenstunden für das Mehrgenerationenhaus des BRK, in dem die Flüchtlingshelfer angesiedelt sind und betreut werden. Aber auch das reicht Ebersberger zufolge längst nicht, um sie in ihrer freiwilligen Arbeit wirklich zu unterstützen.

Eine Vollzeitstelle hält der Sozialplaner zum einen für erforderlich, um die Ehrenamtlichen bei der Stange zu halten, zum anderen aber auch, um ihren Kreis angesichts der wachsenden Flüchtlingszahl noch zu vergrößern. Der Profi bekomme seinen Arbeitsplatz im Mehrgenerationenhaus und nicht im Rathaus, "um Doppelstrukturen zu vermeiden", sagte Ebersberger. Außerdem werde damit eine Betreuung "aus einer Hand" gewährleistet. Befristet ist die Stelle vorerst auf zwei Jahre, gegebenenfalls wird sie verlängert. Die Kosten dafür belaufen sich auf 51 700 Euro. Weitere 5000 Euro erhält das Rote Kreuz von der Stadt für die ehrenamtlichen Kräfte. Das BRK versichert die Helfer, bietet ihnen kostenlose Fortbildungen und gibt auch Aufwandsentschädigungen für Fahrten mit dem Privatauto.

Stadträtin Andrea Grundhuber (Grüne), selbst im Helferkreis für Asylbewerber aktiv, zeigte sich "dankbar, dass die Stelle geschaffen wird". Für Margot Kirste (FWG) ist sie ein Zeichen dafür, das "die Stadt dieses Thema aktiv angeht - ich bin begeistert". Dagegen äußerte Jürgen Renner (SPD) einige Bedenken. Er befürchtet, dass eine Vollzeitstelle "nicht unbedingt zu einer Qualitätsverbesserung" führt. Zudem habe die Stadt kaum Einfluss darauf, was mit ihr geschehe. Er wolle nicht, "dass ein Mischmasch innerhalb des Mehrgenerationenhauses entsteht". Sein Antrag, dass die neue Kraft dort ausschließlich für Flüchtlingshelfer arbeitet, wurde in den Beschluss des Stadtrats aufgenommen. Der hauptamtliche Betreuer soll seinen Job am 1. Oktober beginnen.

© SZ vom 11.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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