Die Leonhardifahrt in Bad Tölz setzt sich fast ausschließlich aus Truhen- oder Tafelwagen zusammen, die meist von vier Rössern gezogen werden. Darin sitzen Schalkfrauen in echten Trachten eng beieinander, es gibt auch noch ein Gespann für Ministranten samt Pfarrer und eines für den Stadtrat samt Bürgermeister. Ein Motivwagen ist hingegen eine Ausnahme. Seit mehr als einem halben Jahrhundert nimmt die Löwenbräu AG aus München mit einem solchen Gefährt an der Tölzer Traditionswallfahrt teil, die am 6. November stattfindet. Eine kleine Kapelle steht darauf, rundherum sind Bänke angeordnet, auf denen Kinder während der Pferdeprozession sitzen. Den Wagen hat die Brauerei nun an die Stadt Bad Tölz übergeben. Dabei wurde auch das neue Leonhardi-Abzeichen präsentiert, das Ursula Danzl aus Bichl entworfen hat.
Der Grund für den Besitzerwechsel: Löwenbräu hat selbst keine Mechaniker mehr, die den mehr als 100 Jahre alten Motivwagen reparieren können. In Bad Tölz gibt es dieses Knowhow noch. Dies bedeute allerdings nicht den Abschied der Münchner Brauerei von der Leonhardifahrt, sagte Klaus Pelikan, Leiter des Bürgermeisterbüros. Löwenbräu nehme an dem Umzug von der Isarbrücke durch die Marktstraße hinauf zum Kalvarienberg weiterhin teil, stelle auch künftig die Pferde und den Gespannführer. Die Stadt sorge indes dafür, dass der Wagen hergerichtet und geschmückt werde. Er sei noch "in gutem Zustand", sagte Pelikan. Sein hohes Alter spielt auch eine gewichtige Rolle, weshalb die Stadt zur Übernahme bereit war. Einen neuen Wagen, der auch noch etwas heruntergekommen sei, hätte man nicht genommen, so Pelikan. Außerdem wollte die Stadt sicherstellen, dass sich Löwenbräu nicht von der Traditionswallfahrt zurückzieht: "Es geht auch darum, dass man die Brauerei dabei haben möchte." Mit einem von rund 80 Gespannen, nicht als Lieferanten. Bier wird während der Wallfahrt ja nicht ausgeschenkt.