Bad Tölz:Alles im Gleichgewicht

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Freuen sich über den Wirtschaftspreis: Raiffeisenbank-Chefs, Andreas Wegler und Ulrike Wissel vom Alpenbiomarkt sowie Sparkassenvorstände (v.l.). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Harmonische Verleihung des Wirtschaftspreises

Von David Costanzo, Bad Tölz

Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) lässt mehrfach durchblicken, dass ihm mit dieser Wahl etwas mulmig zumute war. Der Wirtschaftspreis des Landkreises geht in diesem Jahr an die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen und an die Raiffeisenbanken. Niedrigzins? Filialsterben? "Die Bankenwelt hat es momentan nicht einfach", sagt Niedermaier. In seinem Amt steht er selbst dem Verwaltungsrat der Sparkasse vor, in dem Gremium sitzen viele Bürgermeister und Politiker, die im Kreisausschuss über die Auszeichnung befanden - einstimmig, nach kurzer Diskussion, berichtet Niedermaier erleichtert. Der scheidende Sparkassen-Chef Walter Obinger wundert sich: "Ich hätte diese Auszeichnung nicht für möglich gehalten in dieser Zeit."

Der Präsident des Sparkassenverbands Bayern, Ulrich Netzer, sagt in seiner Laudatio, die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute würden ihren Profit nicht auf Teufel komm raus maximieren, um sich dann aus dem Staub zu machen: "Wir sind symbiotisch mit der Region verbunden." Erhard Gschrey, früherer Verbandsdirektor der Raiffeisenbanken und Vorstand des Genossenschaftsverbands Bayern, münzt den Grundsatz "Hilfe zur Selbsthilfe" um: Nach der Finanzkrise habe er "Selbsthilfe statt Staatshilfe" zu lauten. Man habe nicht den Steuerzahler die Zeche zahlen lassen. Raiffeisen-Kreischef Helmuth Lutz nahm die Ehrung als Ansporn und betonte die Regionalität. Es sei wichtig, dass Entscheidungen vor Ort getroffen würden - und nicht in Frankfurt.

Das Gleichgewicht aus Wirtschaft und Gesellschaft erweitert die grüne Kreisrätin Barbara Schwendner um die Natur, um den Alpenbiomarkt in Bad Tölz zu würdigen. Auf ihren Vorschlag bekommen die Inhaber Ulrike Wissel und Andreas Wegler den Anerkennungspreis. Der Markt stelle sich gegen die Macht der Discounter - eine Oase, in der Ökologie mit Regionalität und fairem Handel vereint sei.

Das inoffizielle Motto des Abends hat die neue Präsidentin der Regierung von Oberbayern, Brigitta Brunner, gleich zu Beginn gesetzt, als sie augenzwinkernd anmerkt: "Durch zu lange Grußworte entsteht ein größerer volkswirtschaftlicher Schaden als durch Schwarzarbeit..." Und an das Motto halten sich dann auch alle, um sich nach der Verleihung mit 300 Größen aus Wirtschaft, Politik und Vereinen guten Gesprächen bei guter Bewirtung zu widmen.

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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