Bad Tölz 2020:Ein Jahr im Konjunktiv

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Die Kurstadt muss wegen Corona viel absagen oder verschieben

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Corona-Pandemie hat auch in Bad Tölz viel in den Konjunktiv gesetzt. Das erste Thomas-Mann-Festival hätte im zu Ende gehenden Jahr eine ganze Reihe literaturbegeisterter Besucher in die Kur-stadt bringen können. Die Leonhardifahrt wäre wie stets ein Ereignis für Tausende von Einheimischen und Gästen gewesen, der Christkindlmarkt hätte in den vier Adventswochen wieder Weihnachtsflair in der Fußgängerzone geboten. Die Neugestaltung der städtischen Parks wäre im Spätherbst beendet worden. Das neugestaltete Stadtmuseums wäre schon offiziell eröffnet. Hätte. Wäre. Wegen des Coronavirus war 2020 ein Jahr des Abgesagten und des Ausgesetzten.

An den großen Erfolg des Thomas-Mann-Jahres vor drei Jahren wollte die Stadt heuer mit dem ersten Thomas-Mann Festival anknüpfen. Lesungen, Musikdarbietungen, Exkursionen - all dies sollte schon im Frühjahr an den Literaturnobelpreisträger erinnern, der sich 1090 eine Sommervilla an der Heißstraße bauen ließ und dort unter anderem große Teile seiner Meisternovelle "Der Tod in Venedig" schrieb. Aber dann kam der erste Lockdown. Alle Veranstaltungen wurden in den Herbst verschoben, vielleicht hätte sich die Pandemie-Lage bis dahin gebessert. Hatte sie nicht, weshalb das Festival größtenteils online stattfand.

Wegen des Shutdowns, Coronafällen in den beauftragten Firmen und Lieferproblemen sind auch die Sanierungen der städtischen Parks - das Taubenloch, der Bürgergarten - noch immer nicht abgeschlossen. Und auch die Kneipp-Anlage im Kurpark konnte noch niemand benutzen. Die Leonhardifahrt fiel wegen des Verbotes von Großveranstaltungen komplett aus, das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg. Was den Christkindlmarkt betrifft, musste die Stadt am Ende sogar ihr Notprogramm streichen. Fünf der sieben Buden mussten kurz nach der Eröffnung wieder schließen. Eine Woche vor Weihnachten kam der zweite Lockdown.

Was bleibt noch im Indikativ in Bad Tölz? 2020 wurde immerhin das Hotelprojekt Wackersberger Höhe weiter vorangetrieben. Investor Johannes Tien plant auf der 8400 Quadratmeter großen Wiese ein Natur-Hotel mit rund 100 Betten und acht Chalets. Während die Behörden gegen das Vorhaben nichts einzuwenden haben, regte sich Kritik von Naturschützern, Anwohnern und einigen Stadträten. Die Mehrheit der Mandatsträger beschloss, einen städtebaulichen Vertrag mit dem Investor zu schließen, der gestalterischen Eckpunkte, die Mindestzahl der Betten, den Ablauf der Bauarbeiten, eine Rückfallregelung und ein Betreiberkonzept umfasst. Um das geplante Doppelhotel, das der Projektentwickler Merz Objektbau aus Aalen auf dem Gelände des ehemaligen Sportstudios Hirsch an der Bockschützstraße plant, blieb es in diesem Jahr hingegen völlig still.

Zwei gute Nachrichten gibt es am Ende des schwierigen Jahres 2020 allerdings doch: Die Bauarbeiten am neuen Kindergarten auf dem Gelände des Jahnschule und am Mehrfamilienhaus für Familien an der Königsdorfer Straße sind - Corona hin, Corona her - heuer weit fortgeschritten. Der Holzbau des 4,4 Millionen Euro teuren Kindergartens steht bereits; künftig sollen darin vier Kindergartengruppen betreut werden. Die Übergabe an den künftigen Betreiber - die Kinderland Weyarn GmbH - ist für Oktober 2021 vorgesehen. Zu diesem Zeitpunkt soll auch das Mehrfamilienhaus bezugsfertig sein, das die Stadt vor allem für Familien baut, die nicht viel Geld haben. Zwei Projekte, die im Indikativ bleiben. Daran ändert auch die Corona-Pandemie nichts.

© SZ vom 30.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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