Bad Tölz:2000 Unterschriften für Franziskanerkirche

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Die Kirche soll Kirche bleiben: Der Tölzer Pfarrgemeinderat verzeichnet überwältigende Resonanz auf Aktion zur Rettung des alten Gotteshauses. Eine Säkularisation des Gebäudes soll verhindert werden.

Marlene Pratschke und Klaus Schieder

Die Franziskanerkirche in Bad Tölz soll als Gotteshaus erhalten bleiben: Dies fordern nicht nur Bürgermeister Josef Janker (CSU) und die Stadträte in der Kurstadt, sondern auch eine ungewöhnlich große Zahl von Bürgern. Vor zwei Wochen hatte die Pfarrgemeinde Maria Himmelfahrt eine Unterschriftenaktion gestartet, bisher trugen sich mehr als 2000 Unterzeichner in die Listen ein. Diese Resonanz bezeichnete der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Kurt Breiter, gestern als "überwältigend".

2008 hatte der Franziskanerorden die Kreisstadt verlassen. Seither wurde das fast 300 Jahre alte, denkmalgeschützte Gotteshaus im Kurviertel, das immer wieder mal auch als Aufführungsort für Konzerte dient, seelsorgerisch von der Gemeinde Maria Himmelfahrt mit betreut. Das traf sich ganz gut, denn deren Stadtpfarrkirche im Zentrum wurde fünf Jahre lang - bis zum Sommer 2011- für etwa fünf Millionen Euro innen renoviert.

Der Mietvertrag, den die Pfarrgemeinde mit dem Orden geschlossen hat, läuft nun allerdings Ende Juli aus. Eine Übernahme des Gotteshauses lehnt Stadtpfarrer Rupert Frania ab, dies könne die Pfarrei nicht leisten, sagt er. Auch die Stadt will nicht in die Bresche springen und die sanierungsbedürftige Franziskanerkirche kaufen. Eine Kommune sei für Bibliotheken und Hallenbäder zuständig, nicht jedoch für Gotteshäuser, hatte Bürgermeister Janker wissen lassen.

Die alte Ordenskirche sei der Bevölkerung einfach ans Herz gewachsen, da gehe es nicht ausschließlich um den Glauben, sagt Breiter, der mit Elisabeth Schwaighofer vom Freundeskreis der Franziskanerkirche dieser Tage in der Marktstraße steht, um Unterschriften zu sammeln. Dabei müsse er die Passanten nicht einmal selbst ansprechen. "Die Leute kommen von sich aus." An 40 weiteren Stellen in Bad Tölz und im Umland liegen die Listen aus, darunter in Kirchen und Geschäften.

"Am meisten bin ich überrascht, dass sie die Listen von sich aus auslegen wollen", sagt Breiter. So auch Claus Janßen von der Weinhandlung Schwaighofer. Dort unterschreiben nicht nur Kunden, sondern auch Bewohner und Gäste der Stadt, aufmerksam geworden durch das Plakat zur Aktion an der Eingangstür. Unterschriften werden noch bis zum 5. März gesammelt, um sie am 7. März dem Weihbischof Wolfgang Bischof vorzulegen. Dann fährt eine Delegation aus Tölz nach München, um für die Erhaltung der Kirche zu plädieren.

Dieser Abordnung gehört neben Breiter und Mitgliedern des Pfarrgemeinderats dann auch Rathauschef Janker an. Schon im Sommer 2011 hatte er bei der Wiedereröffnung der Stadtpfarrkirche den Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, auf die Zukunft der Franziskanerkirche angesprochen, ohne jedoch eine konkrete Antwort zu erhalten.

Zu dem Gespräch mit Weihbischof Bischof fährt Janker mit der Rückendeckung des Tölzer Stadtrats, der einstimmig für die Erhaltung der Ordenskirche als Gotteshaus votiert hatte. Eine Säkularisierung wäre für Janker ein "ungutes Finale". Noch nie sei eine Kirche im Oberland aufgelassen worden, sagt er.

© SZ vom 25.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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