Bad Heilbrunn:Unterschriften gegen Sammelunterkunft

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Der Heilbrunner Lothar Hiese möchte verhindern, dass in der ehemaligen Leonardis-Klinik bis zu 100 Flüchtlinge untergebracht werden. Er sieht deren Integration als gefährdet an und sorgt sich um die ehrenamtlichen Helfer

Von Klaus Schieder, Bad Heilbrunn

Lothar Hiese war an den vergangenen beiden Wochenenden viel in Bad Heilbrunn unterwegs. In der Gemeinde mit ihren 34 Ortsteilen sammelte er privat Unterschriften gegen eine Gemeinschaftsunterkunft in der leer stehenden Leonardis-Klinik, wo die Regierung von Oberbayern bis zu 100 Flüchtlinge unterbringen möchte. Der Unternehmensberater hält dieses Vorhaben für völlig falsch. Sein Hauptargument: Der Landkreis habe schon 2600 Plätze für Asylbewerber, wovon momentan jedoch nur 1830 belegt seien. "Fast 800 Plätze sind frei", meint Hiese, der deshalb für eine Sammelunterkunft in dem kleinen Kurort keinerlei Bedarf sieht. Außerdem konterkariere eine solche Einrichtung die Mühen um eine erfolgreiche Integration der Zuwanderer.

42 Flüchtlinge leben derzeit in Bad Heilbrunn, für fünf weitere sind nach Angaben von Bürgermeister Thomas Gründl (CSU) noch Plätze vorhanden. Sie sind dezentral untergebracht und werden von einem Helferkreis betreut, der sich als erster im Landkreis bereits vor sechs Jahren zusammengefunden hat. Kämen nun gleich 100 Asylsuchende hinzu, wären die ehrenamtlichen Kräfte überfordert, warnt Hiese. Dies würde ihre Integrationsarbeit gefährden. Dem pflichtet Gründl bei. Insgesamt knapp 150 Schutzsuchende im Heilbrunner Ortskern mit rund 1100 Einwohnern - "das ist einfach zu viel", sagt er. Auch der Bürgermeister glaubt, dass die Helfer dann die Eingliederung der Zuwanderer ins Gemeindeleben nicht mehr leisten könnten.

Noch eine andere Befürchtung treibt Hiese um. In Sammelunterkünften komme es unter den Bewohnern, die aus verschiedenen Herkunftsländern stammen und oftmals traumatisiert sind, immer wieder mal zu kriminellen Übergriffen, zudem seien solche Einrichtungen auch Ziele von rechtsradikalen Anschlägen. All dies müsse in Bad Heilbrunn nicht passieren, aber "das Risiko steigt definitiv", erklärt er. Niemand habe in dem überschaubaren Kurort etwas dagegen, wenn drei oder vier Familien in die Leonardis-Klinik einziehen. Aber für 80 oder 100 junge Männer, die womöglich gar keine Bleibeperspektive hätten, sei Bad Heilbrunn schlicht "der falsche Ort". Auch deshalb, weil der Gemeinde dafür die Infrastruktur fehle. Hiese verweist darauf, dass es "nicht mal einen Einkaufsladen gibt". Die Gemeinde plant zwar die Ansiedlung eines Vollsortimenters an der Birkenallee, aber der soll erst zu Weihnachten eröffnen.

Den Weg der bayerischen Regierung, die Flüchtlinge künftig in Gemeinschaftsunterkünfte einzuquartieren, bezeichnet Hiese als "unsägliche Maßnahme". Mit seinen Unterschriftenlisten, die etwa 200 Bürger bis Ende voriger Woche unterzeichnet hatten, sei er vom Bürgermeister anfangs eher abgewimmelt worden, ehe dieser dann doch aufgesprungen sei, erzählt er. Dem widerspricht der Rathauschef. "Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich gegen eine Gemeinschaftsunterkunft bin", sagt Gründl. Das habe er auch in einem Schreiben an die Regierung von Oberbayern klargemacht. "Ich bin bei der CSU, weil ich denke, dass sie viele gute Maßstäbe gesetzt hat, dennoch geben wir Bürgermeister nach oben weiter, was wir hier erleben." Auf die Einwände der Rathauschefs führt er auch zurück, dass sich die Regierung von Oberbayern in puncto Security in den Sammelunterkünften bewegt hat - zum Beispiel mit dem Pilotprojekt in Wolfratshausen und Geretsried.

Integration sieht anders aus, sagt Lothar Hiese. Er ist gegen eine Sammelunterkunft in Bad Heilbrunn, denn der Ort könne so vielen Flüchtlingen nicht gerecht werden. (Foto: privat/oh)

Die Leonardis-Klinik hat die Gemeinde von selbst vor mehr als einem Jahr dem Landkreis als Asylheim angeboten. Vor allem deshalb, um so eine Belegung der Schulturnhalle zu vermeiden. "Eltern, Schulen und Vereine wären besorgt gewesen", sagt der Bürgermeister. Allerdings habe der Landkreis damals noch mit rund 5000 Flüchtlingen im Jahr gerechnet - eine Prognose, die sich nicht erfüllte.

Hiese will insgesamt bis zu 400 Unterschriften gegen eine Belegung der 2010 geschlossenen Klinik sammeln. Die Listen will er dann an Landrat Josef Niedermaier (FW), die Regierung von Oberbayern und die Landesregierung schicken. Ein Gespräch mit Gründl will er am Freitag, 24. Februar, führen und ihn dabei auffordern, einen Informationsabend für die Bevölkerung zu veranstalten. Der Bürgermeister hat nichts dagegen: "Wenn von gut 1000 Einwohnern rund 400 unterschreiben, muss man sich dem Thema stellen."

Die Unterschriftenlisten liegen in der Bäckerei Zum Speckerbäck, bei Schreibwaren & Textilien Berta Soukup und in der Gemeinde aus. Weitere Informationen gibt es per E-Mail, lothar.hiese@t-online.de

© SZ vom 20.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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