Bad Heilbrunn:"Behutsam und durchdacht"

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Die Gestaltung des neuen Ortszentrums in Bad Heilbrunn sieht Bürgermeister Thomas Gründl als einen Prozess in mehreren Phasen. Große Freiflächen in der Gemeinde wie der Kurpark sollen vorsichtig bebaut werden

Interview von Klaus Schieder, Bad Heilbrunn

Mehr als drei Jahrzehnte lag die Gemeinde Bad Heilbrunn im Streit mit der Kurfürstin Adelheid GmbH. Nachdem sich beide Seiten vor drei Jahren darauf verständigt hatten, dass die Kommune den Grundbesitz für zehn Millionen Euro kauft, gilt es jetzt, die so lange brach liegende Ortsmitte zu gestalten. Wie das neue Zentrum aussehen kann, zeigte ein Realisierungswettbewerb, an dem 13 Architekturbüros teilnahmen. Drei Siegermodelle wurden in der Bürgerversammlung im März vorgestellt. Allerdings gibt es auch Kritiker, die ein Gesamtkonzept vermissen oder am Sinn der Neugestaltung zweifeln. Dazu äußerte sich Bürgermeister Thomas Gründl (CSU) im Gespräch mit der SZ.

SZ: Als die Architekten und der Stadtplaner Stefan Hofer von der Firma Lars Consult in der Bürgerversammlung die Siegerentwürfe für die Ortsmitte vorstellten, waren mehr als 180 Zuhörer im Kleinen Kursaal. Das war selbst für Bad Heilbrunn eine große Resonanz. Hat sich der Abend für das Publikum denn gelohnt?

Thomas Gründl: Ich freue mich sehr, dass sich so viele Bürgerinnen und Bürger im Kursaal eingefunden hatten. Es war ein konstruktiver Abend. Ich glaube, die Zuhörer konnten sich durch die Ausführungen von Herrn Hofer ein gutes Bild über die eingegangenen Entwürfe machen.

Halten Sie den großen Realisierungswettbewerb nach wie vor für den besten Weg?

Der Realisierungswettbewerb war wichtig und richtig, um die Visionen der Architekten für den Ort Bad Heilbrunn zu sehen. Die Entscheidungen für die weitere Vorgehensweise wird der Gemeinderat nun in enger Zusammenarbeit mit unseren Planern, Experten und natürlich mit den Bürgerinnen und Bürgern erarbeiten.

Es gibt auch kritische Stimmen. Manche sagen, vor dem Wettbewerb hätte die Gemeinde erst einmal definieren müssen, was Bad Heilbrunn künftig überhaupt ausmachen soll. Fehlt eine solche Zielrichtung?

Die Gemeinde hat 2015 begonnen, Bürgerworkshops anzubieten. In diesen Workshops konnten die Bürgerinnen und Bürger ihre Überlegungen, ihre Bedenken und auch Anregungen für die Zukunft sowie die grundsätzliche Ausrichtung mit dem vom Gemeinderat beauftragten Büro Lars Consult diskutieren. Des weiteren wurden die Experten für Sozialgeographie, Volker Salm und Rafael Stegen, damit betraut, die grundsätzlich nötige Wohnraumentwicklung der Gemeinde für die nächsten Jahre zu untersuchen. Der Rahmenplan, der Flächennutzungsplan und auch der Realisierungswettbewerb wurden durch Lars Consult erarbeitet. Für den Bereich Tourismus hat die Gemeinde die Fachleute der Erdinger Tourismus Beratung GmbH engagiert. Dies alles waren Vorbereitungen für die Auslobung unseres aktuellen Wettbewerbs. Wir befinden uns in einem Ortsentwicklungsprozess, der nur mit dem Gemeinderat, den Bürgerinnen und Bürgern, aber vor allem den genannten Experten überlegt, behutsam und durchdacht angegangen werden kann.

Andere wiederum glauben nicht, dass die neue Ortsmitte mit Leben erfüllt sein wird. Sie argumentieren, dass selbst die Einheimischen schon längst in Nachbargemeinden oder im Internet einkaufen. Was antworten Sie auf diese Bedenken?

In der Ortsmitte sind derzeit schon einige gut funktionierende Gewerbeeinheiten vorhanden. Ich bin überzeugt, dass ein wichtiges Ziel für eine Gemeinde in der Größe von Bad Heilbrunn sein wird, eine attraktive Mischung von Gewerbebetrieben im Ort anzusiedeln und eine gute Ärzteversorgung sicherzustellen. Letztendlich müssen wir aber zunächst Gespräche mit allen Beteiligten führen, und der Gemeinderat muss diese zukunftsweisenden Entscheidungen mit den Experten erarbeiten.

Ein anderer Einwand lautet, dass sich nur Leute mit hohem Einkommen die geplanten Wohnhäuser werden leisten können. Teilen Sie diese Sorge?

Die Gemeinde hat mit dem Erwerb der Flächen der ehemaligen Kurfürstin mehr als zehn Millionen Euro investiert. Wir müssen uns auch hier im Sinne der nachfolgenden Generationen über ein vernünftiges Finanzmanagement Gedanken machen. Das stellt eine große Herausforderung für den Gemeinderat und seine Berater dar.

Das Siegermodell des Wettbewerbs stammt vom Büro "Lemme Locke Lühr" aus Berlin. (Foto: Manfred Neubauer)

Was ist nun der nächste Schritt?

Wir wollen eine ansprechende Ortsmitte schaffen. Die Freiflächigkeit, die die Gemeinde Bad Heilbrunn so lebenswert und liebenswert macht, sollte unbedingt mit eingebracht werden. Eine behutsame Entwicklung in mehreren Phasen werden wir in der Klausurtagung am 5. Mai diskutieren. In diesem Rahmen wird sich der Gemeinderat zunächst damit auseinandersetzen, welchen Planer wir beauftragen. Nach den Vorgaben des Realisierungswettbewerbes wäre hierzu einer der drei Erstplatzierten möglich.

Spielen die Vorschläge und Kritikpunkte, die Bürger vor und nach der Bürgerversammlung schriftlich abgeben konnten, dann noch eine Rolle?

Ich freue mich sehr, dass sich so viele Bürgerinnen und Bürger beteiligt haben. Der Gemeinderat wird sich in den Klausurtagungen mit den zahlreichen Rückmeldungen aus der Bevölkerung befassen. Ich möchte mich für die rege Teilnahme noch einmal herzlich bedanken.

Was gehört für Sie unbedingt zum neuen Zentrum in Bad Heilbrunn?

Wir werden uns mit dem Thema Barrierefreiheit am und um das Rathaus beschäftigen. Die Parkplatzsituation im zukünftigen Ortszentrum müssen wir intensiv im Gemeinderat diskutieren. Die Wohnbauentwicklung muss durchdacht angegangen werden. Im ehemaligen Kurpark der Kurfürstin sollte nur so viel wie nötig an Wohnraum entstehen. Dies sind klare Hinweise, die wir aus der Bevölkerung erhalten haben. Bedarf ist vorhanden, dieser könnte im ersten Zuge mit einer überlegten und verträglichen Bebauung gedeckt werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Nachkommen auch noch Entwicklungsflächen brauchen. Das Kriegerdenkmal und die Mariensäule sollen einen ehrbaren Platz in der neuen Ortsgestaltung finden.

Bürgermeister Thomas Gründl sieht die Gestaltung der Ortsmitte als Prozess. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das alles soll in der Klausur beschlossen werden?

Endgültige Entscheidungen kann und wird der Gemeinderat während der Klausurtagung noch nicht treffen können. Wir sprechen von einem Ortsentwicklungsprozess, der in enger Verbindung mit den Experten und den Bürgerinnen und Bürgern von Bad Heilbrunn erarbeitet wird. Ich freue mich auf diese Herausforderung.

Wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen: Bis wann soll die neue Ortsmitte fertiggestellt sein?

Dank dem möglichen Erwerb der Flächen der Kurfürstin AG sind wir nun in der Lage, auf eigenen Flächen die notwendigen Entwicklungen anstoßen zu können. Wir befinden uns mitten in einem Ortsentwicklungsprozess, der überlegt, durchdacht und behutsam angegangen werden muss. Wir werden diesen Prozess in mehrere Abschnitte gliedern und intensiv im Gemeinderat besprechen - für eine gute Entwicklung auch im Sinne unserer Kinder und Enkelkinder.

© SZ vom 03.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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