Bad Heilbrunn:Aufbruch im Zentrum

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Die Gemeinde hat endlich die Chance, ihre Mitte zu entwickeln. Die Bürger reden dabei mit

Von Klaus Schieder, Bad Heilbrunn

Nach vielen Jahren des Stillstands steht die Gemeinde Bad Heilbrunn vor einem Aufbruch. Durch die Einigung mit der Kurfürstin GmbH und dem Kauf ihrer vernagelten Häuser kann die Gemeinde das Ortszentrum endlich gestalten, zudem plant sie ein neues Gewerbegebiet. Die Stiftung Nantesbuch will überdies Kunst, Kultur und Bildung auf den Gütern Nantesbuch und Karpfsee vereinen. "Es ist ein Glück, dass all diese Faktoren zum gleichen Zeitpunkt kommen", sagt Bürgermeister Thomas Gründl (CSU). Nun gelte es, "diese Ströme zusammenzuführen". Das geschieht unter anderem mit dem neuen Flächennutzungsplan, einer Art Vademecum der Ortsentwicklung in den nächsten zehn bis 15 Jahren. Daran konnten sich die Bürger beteiligen, die sich mit den Planern des Büros Lars Consult den Sommer über drei Mal trafen, um Leitziele festzulegen. Die Ergebnisse präsentierte Landschaftsarchitektin Daniela Malcher am Dienstagabend im Kursaal.

Der wesentliche Punkt: Bürger, Gemeinderäte und Planer kamen überein, dass Bad Heilbrunn mit seinen 32 Ortseilen vor allem im Zentrum gestärkt werden muss. Mit neuen Geschäften, mit Cafés, zuvörderst aber mit einem Supermarkt. Als Standort für einen Nahversorger ist ein Areal an der Birkenallee nahe der Bundesstraße 472 ins Auge gefasst. Im Hauptort soll auch die künftige Siedlungsentwicklung konzentriert sein, dabei aber zugleich sein Park-Charakter mit dem Kräuter-Erlebnis-Garten geschärft werden. Weitere Leitbilder sind der Ausbau touristischer Potenziale, eine Wegeverbindung, mit der sich Mountainbiker, Radler und Bauern nicht ins Gehege kommen, sowie Schutzstreifen zwischen Wohnhäusern und landwirtschaftlichen Flächen. "Das kann man durch großzügiges Ortsrandgrün abtrennen", sagte Malcher. Zu den Zielen gehören auch eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs sowie Gewässerschutzstreifen und die Renaturierung an Bächen.

Überrascht zeigte sich Ernst Hauer, dass die Debatte über den Flächennutzungsplan bislang ruhig abläuft. Er erinnerte daran, dass es 1986 sogar zu Handgreiflichkeiten im Gemeinderat kam, als der noch immer geltende Plan zur Debatte stand. Er ermunterte die Kommune, den kleinen Tempel mit der Adelheidquelle zu kaufen. Das sei für die Stärkung der Ortsmitte wichtig, sagte Hauer. Darüber führt Gründl bereits erste Gespräche mit der Jod AG. "Es kommt auf den Kaufpreis an", sagte der Bürgermeister. Zurückhaltend äußerte er sich zu dem Vorschlag Hauers, das Jodbad in ein "kleines, aber feines" Thermalbad zu verwandeln, um den Tourismus zu stärken. "Dazu brauchen wir einen Investor und einen Betreiber, so einfach ist das heute nicht", sagte Gründl.

Auf eine symbiotische Entwicklung, bei der ein Zahnrad ins andere greife, drang Apotheker Christopher Hummel. Ein Geschäft respektive eine Einrichtung profitiere in Bad Heilbrunn von der anderen. Geradezu verheerend sei sein Umsatz eingebrochen, seit der Tengelmann-Markt weg ist, sagte er. Für Alexander Römer vom Hotel zum Zauberkabinett gehört zu den Zahnrädern unabdingbar der Tourismus: Er plädiere nicht für irgendwelche Bettenburgen, allerdings habe Bad Heilbrunn einen "Bedarf an qualifizierten Betten", sagte er.

Den neuen Flächennutzungsplan samt Landschaftsplan arbeitet das Büro Lars Consult den Winter über aus. Vermutlich im März 2016 wird das Werk dem Gemeinderat vorgestellt, im April dann der Bevölkerung in der Bürgerversammlung. Danach geht er ins Aufstellungsverfahren, "seinen normalen, langweiligen Weg", wie Malcher sagte. Die Bürger können trotz der sommerlichen Treffen weiterhin Ideen einbringen. "Wir können nicht jeden Wunsch umsetzen, aber Anregungen sind immer wertvoll", so Gründl.

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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