Ausstellung Stefanie von Quast:Das Hohelied der Kunst

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Stefanie von Quast zeigt Menschen gern, wie Gott sie schuf. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Pater Lothar Bily weist Kritik an Akt-Kunst im Kloster zurück

Von Felicitas Amler, Benediktbeuern

Eine unbekleidete Frau im Schneidersitz, ein nackter Mann, der nicht etwa sein Geschlecht, sondern seinen Kopf bedeckt: Der Akt ist essentieller Bestandteil der Kunst der Malerin und Bildhauerin Stefanie von Quast. Sie beherrscht die Abbildung des menschlichen Körpers handwerklich perfekt und inszeniert ihr Können nicht nur auf Leinwand, sondern vor allem auch plastisch: in Bronze, Stein, Holz. Das erregt bei den einen Bewunderung - bei manchen Kritik. Zur Eröffnung der Ausstellung "Von der Sehnsucht nach Glück", die von Quast im Benediktbeurer Kreuzgang zeigt, sagte Klosterdirektor Pater Lothar Bily am Sonntag, ihm seien Vorwürfe unterbreitet worden, Nackte in einem Kloster seien anstößig. Bily, ein Mann des klaren Worts, wies dies als unzulässigen Zensurversuch zurück. Dergleichen komme heutzutage keineswegs nur aus fundamentalistischen Kirchenkreisen, sagte er, vielmehr sei es im Zuge der Gender-Debatte auch von vermeintlich Fortschrittlichen zunehmend zu hören. Klassische Werke wie die eines Caravaggio würden als zu erotisch oder pornografisch angeprangert. Liberale Kunstfreunde wie der Pater können allerdings auf die Grundlage des eigenen Glaubens verweisen, um zu unterstreichen, dass Erotik auch vor ihrem Gott ihren Platz hat: Das Hohelied Salomos ist bekanntlich ein geradezu lustvolles Stück Literatur über Begehren und Verführung.

Über den Titel der Ausstellung reflektierte anschließend von Quasts Kollege und Freund Günter Unbescheid. Er spannte einen Bogen von der Antike bis heute: von Senecas Maxime, Glück erlange derjenige, der sich im Einklang mit der eigenen Natur befindet; bis zum "Prinzip Fun moderner Spaßgesellschaften". Stefanie von Quast, so erklärte er, präsentiere ihre Themen des Glücks - Liebe, Familie, Partnerschaft - ungekünstelt und ohne moralischen Zeigefinger.

Stefanie von Quast : "Von der Sehnsucht nach Glück", Kreuzgang des Klosters Benediktbeuern, Don-Bosco-Straße 1; bis 19. August, täglich von 9 bis 18 Uhr

© SZ vom 31.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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