Ausbau der S 7:Heftige Kritik von Pro Bahn

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Der Fahrgastverband Pro Bahn spricht von "Panikmache" vor dem Entscheid zum S-Bahn-Ausbau - und ruft damit den Bürgermeister auf den Plan.

Matthias Köpf

Bürgermeister Helmut Forster raucht gelegentlich, und hin und wieder schnauft er auch. Insgesamt aber will Forster mit Dampfloks nicht in Verbindung gebracht werden - zumindest nicht so, wie das der Bezirksvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Norbert Moy, gerade in einer Pressemitteilung getan hat. Forster habe "die Weiterentwicklung der Eisenbahn seit der Dampflokzeit verpasst", schreibt Moy nach dem Wolfratshauser Bürgerentscheid zur schrankenfreien S-Bahnverlängerung.Die Stadt habe kein Vetorecht, mit dem sie nach Gutsherrenart Bedingungen stellen könne.

Der Streit um die Verlängerung der S7 geht in die nächste Runde. Jetzt meldet sich der Bürgermeister zu Wort. (Foto: WOR)

Forster wiederum gibt Pro Bahn Contra. "Ich gehe davon aus, dass die Schranke aus der Zeit der Dampflok stammt", sagt der Bürgermeister. Und vor einer Schranke zu stehen, ist just das, was die wenigsten Wolfratshauser wollen. So haben sie es am Sonntag mit großer Mehrheit beim Bürgerentscheid bekundet.

Doch laut Pro Bahn sind sie dabei von unsachlichen und beratungsresistenten S-Bahn-Gegnern im Stadtrat und einer von diesen selbst gegründeten Bürgerinitiative nur in die Rolle des Sündenbocks getrieben worden. Dies sei mit Hilfe einer "herbeigeführten Mischung aus Ahnungslosigkeit und Panikmache" geschehen, findet Moy.

Diese Vorwürfe hält wiederum Forster für unsachlich und haltlos. Der Bürgermeister kann sich nach eigenen Angaben an keinerlei Beratungsversuche von Pro Bahn erinnern, sondern nur an "einseitige und teilweise unqualifizierte Angriffe", die eine Verlängerung der S7 bis Geretsried zum Ziel hätten, ohne die Interessen Wolfratshausens zu beachten. Diese zu wahren sei aber seine Aufgabe als Bürgermeister.

Moy nennt das "Totalopposition", und wenn die weitergehe, "dann wird erfahrungsgemäß am Ende Wolfratshausen mit dem leben müssen, was andere geplant haben". Zugleich fordert er die Regierung auf, trotz des Wolfratshauser Votums unverzüglich das Planfeststellungsverfahren einzuleiten. Forster dagegen sieht sich und den Stadtrat weder von Pro Bahn noch vom Bürgerentscheid zu aktuellem Handeln veranlasst. Im Herbst gebe es ein Gespräch im Wirtschaftsministerium, dann werde man sehen, sagt der Bürgermeister. Und schnauft.

© SZ vom 08.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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