Aus für Gourmet-Restaurant:Abschied nach 19 Jahren

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"Es war halt einfach zu wenig los", begründet Johann Mischky die Schließung seines Tölzer Lokals ViCulinaris. Im April eröffnet er in Iffeldorf. (Foto: Manfred Neubauer)

Küchenchef Johann Mikschy verlässt Bad Tölz und kocht bald im Golfklub Sankt Eurach

Von Marie Heßlinger, Bad Tölz

Jakobsmuscheln mit Orangenvinaigrette und Fenchel. Das war der erste Gang des Silvestermenüs von Johann Mikschy. Es folgten Kartoffelmousse mit weißem Trüffel, Japanrind aus der Region, Champagner mit Austern. Wenige Tage nach Silvester ist der Edelkoch im Umzugsstress. Mikschy verlässt das Hotel Kolbergarten in Bad Tölz. In Iffeldorf wird er bald ein neues Lokal eröffnen.

"Es ist wie immer im Leben: Man kriegt Zeichen, nur muss man die Zeichen zu deuten wissen", sagt Mikschy. Konkret heißt das: "Es war halt einfach zu wenig los." Vor 19 Jahren hat der ehemalige Küchenchef des Berliner Reichstages das Restaurant Viculinaris im Hotel Kolbergarten eröffnet. "Aber wirklich voll war es nur freitags und samstags", erinnert sich Mikschy an die Anfangszeit. Dass sein Konzept von den Tölzern nicht angenommen wurde, führt er unter anderem darauf zurück, dass er nicht aus der Gegend kommt. "Wenn man hier nicht geboren ist, gehört man nie dazu", sagt der gebürtige Wiener, "man ist hier nur geduldet, und das kriegt man manchmal zu spüren." Doch was den Tölzern dem Anschein nach zu schick war, zog die Auswärtigen an: Vor allem Hochzeitsgesellschaften ließen sich von Mikschy bekochen. Vor acht Jahren fokussierte er sich auf den Veranstaltungsservice. Rauschende Feste sollen im Garten des Hotels stattgefunden haben. 2019 jedoch kam auch der Einbruch beim Catering: "Das Geschäft ist um 30 Prozent zurückgegangen im Vergleich zu 2018", sagt Mikschy.

Der 49-Jährige sieht den Grund dafür im Verfall des Hotels Kolbergarten. "Die Menschen setzen heute viel auf das Visuelle", sagt er, und ist überzeugt: Man hätte die Villa aus den 1920er-Jahren mitsamt Garten mehr pflegen müssen. Er selbst habe über die Jahre immer wieder viel renoviert, die Fassade und die Toiletten zum Beispiel, doch alleine habe er das Projekt nicht mehr stemmen können. So ein uraltes Haus schlucke unheimlich viel Geld.

Karlheinz Leimer ist Verpächter des Hotels Kolbergarten. Er ist voller Lob für Mikschy und seine Projekte. Und beteuert, konsequent in die Restaurierung des Hotels investieren zu wollen. "Letztendlich liegt das Haus jetzt wieder in unserer Hand", sagt er. Mikschys Veranstaltungsideen möchte er fortsetzen. Der Hotelchef plant eine Kooperation mit mehreren unterschiedlichen Hochzeitsplanern und Caterern. "Es soll ein bisschen mehr Vielfalt geben, von prächtig bis schlicht", sagt er. Der lichtdurchflutete Wintergarten solle im Frühjahr und Herbst als Seminarraum dienen. Bedenken, ob das Geschäft laufen wird, wiegelt Leimer ab. "Hochzeiten sind in der Region ein großes Thema." Und: "Der Kolbergarten ist ein schöner Fleck."

Mikschy seinerseits freut sich auf seinen neuen Arbeitsplatz. "Dieses Neuanfangen, das ist berauschend", sagt er. Als begeisterter Golfer wird er vom 1. April an den Golfklub Sankt Eurach in Iffeldorf bewirten. Ins neue Viculinaris soll es nicht nur Golfer, sondern auch Fahrradfahrer und Spaziergänger ziehen. "Die Terrasse wird das Highlight, weil die einfach einen atemberaubenden Blick hat", sagt Mikschy. Ein weiterer Höhepunkt sollen seine Sonntagsbraten werden: "gefüllte Kalbsbrust, Rinderbraten, Sauerbraten oder ein guter, ein richtiger Tafelspitz", zählt Mikschy auf. So wie früher solle es sein, mit guten regionalen Zutaten. "Ein Braten muss frisch aus dem Ofen aufgeschnitten werden" sagt Mikschy, "und wenn er aus ist, ist er aus."

Festbraten sind schon seit geraumer Zeit sein Spezialgebiet. Mehr als 1000 Gänsebraten mit Soße hat er nach eigenen Angaben vor Weihnachten zubereitet und ofenfertig per Post verschickt. Die Idee dazu kam ihm vor einigen Jahren, als er für seine eigene Großfamilie eine Weihnachtsgans vorbereitete: Restaurantbesucher fragten ihn, ob er nicht auch für sie eine Festtagsgans befüllen könne.

In Iffeldorf möchte Mikschy sein Restaurant wieder sieben Tage die Woche öffnen, so wie vor 19 Jahren in Tölz. Er rechnet mit mehr Besuchern als damals. Mischky ist zuversichtlich, dass Golfer vom Menschentyp anders sind als Tölzer. Um fehlende Ruhetage macht er sich ebenfalls keine Gedanken: "Mein Ruhetag wird so aussehen, dass ich zwischendrin mal eine Runde Golf spiele."

© SZ vom 28.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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