Aus dem Landkreis:Kein Geld für Waffen

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Friedensinitiative schreibt offenen Brief ans Verteidigungsministerium

Von Jana Roth, Bad Tölz-Wolfratshausen

Dass, es keinen "gerechten Krieg" geben kann, darin sind sich Helmut Groß und Ilse Nitzsche von der Friedensinitiative Bad Tölz-Wolfratshausen einig. Deren Mitglieder setzen sich für Frieden und Abrüstung und gegen Krieg und Gewalt ein. So hat die Friedensinitiative jüngst zum Beispiel - aufgerüttelt durch ein Interview mit Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in der Süddeutschen Zeitung - einen offenen Brief an die Bundesministerin verfasst. In diesem fordert die Initiative unter anderem ein Fallenlassen des Zwei-Prozent-Ziels der Nato-Mitgliedstaaten, eine Reduzierung des Rüstungsetats sowie den Umbau der Bundeswehr in ein weltweit einsetzbares Katastrophenschutzkorps.

Für den 64-jährigen Groß lautet die Lehre aus den Schrecknissen der beiden Weltkriegen: "Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus." Es sei eine doppelte Verpflichtung, diesem Auftrag im Sinne der Nachkommen gerecht zu werden, sagt Groß, der sich schon als Mittzwanziger bei den großen Friedensdemonstrationen in ganz Deutschland unter die Menschenmenge mischte. Drei Mal wurde er wegen seiner Teilnahme an Sitzblockaden sogar verurteilt.

Aus Protest gegen die Golfkriege wurde 1991 schließlich die Friedensinitiative gegründet. Bei der lokalen Gruppierung im Landkreis gehörte neben dem "Zugpferd des Vereins", wie Groß den Geretsrieder Bundestagsabgeordneten Andreas Wagner von der Linken bezeichnet, auch Klaus Barthel aus Kochel zu den Gründungsmitgliedern, damals Vize-Chef der Oberbayern-SPD und später viele Jahre im Bundestag. Seit dieser Zeit setzt sich die Initiative für die Abschaffung von Atomwaffen, für eine Neuausrichtung der Bundeswehr und gegen Rüstungsexporte und Militärinterventionen ein.

"Die Situation der Flüchtlinge hier zeigt, wie außenpolitische Themen zu regionalen werden," sagt Nitzsche. Die Wolfratshauserin ist der Überzeugung, dass Konflikte nur durch das Bauen von Brücken und mit Verständnis für andere Länder und Kulturen gelöst werden können. Im Jahr 2001 ging aus der Friedensinitiative ein Verein hervor. Dessen Engagement besteht auch heute im Wesentlichen noch darin, bei regelmäßigen Gruppentreffen den politischen Meinungsaustausch zu befördern. Die Initiative hält Vorträge, veröffentlicht Publikationen und ruft auch immer wieder zur Teilnahme an Demonstrationen für den Frieden auf. Dieses Jahr nahmen die Mitglieder neben anderen Protesten am jährlichen Ostermarsch in Miesbach teil, Oberstleutnant Jürgen Rose wurde zu einem Vortrag über die Neuausrichtung der Bundeswehr eingeladen und Vereinschef Groß war zum Jahrestag der "Mayors for Peace" - der Bürgermeister für den Frieden - als Experte beim "Geretsrieder Friedensdialog" eingeladen.

Auch bei der Sicherheitskonferenz im kommenden Februar werden sich Mitglieder der lokalen Friedensinitiative wieder unter die Demonstranten mischen - hoffentlich möglichst zahlreich, wie Groß sagt. Momentan sind die Mitglieder deshalb auch noch um die Mobilisierung engagierter Bürger im Landkreis bemüht. Die Friedensinitiative zu unterstützen, findet Nitzsche besonders wertvoll. Man erhalte dabei "neue Durchblicke und Erfahrungen", sagt sie.

Interessierte melden sich bei Helmut Groß unter kontakt@friedensini.de

© SZ vom 27.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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