Aus dem Bauausschuss des Stadtrats:Tölzer Möbel "jodeln nicht"

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Die Stadt gibt sich im öffentlichen Raum ein einheitliches und modernes Erscheinungsbild

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Um das Erscheinungsbild der Stadt Bad Tölz einheitlicher zu gestalten, soll es künftig in den verschiedenen Ortsteilen gleiche Bänke, Abfalleimer, Pflanztröge oder Fahrradständer geben. Ein "Tölzer Möbelkonzept" ist ein wichtiges Element des integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK), das der Stadtrat im vergangenen Jahr verabschiedet hat. Mit der Gestaltung des Stadtmobiliars wurde im Herbst der Münchner Architekt Max Otto Zitzelsberger beauftragt. Es soll im historischen Altstadtkern, im Badeteil und in anderen "repräsentativen Ortsteilen" aufgestellt werden.

Die Entwurfsskizzen, die der Planer exklusiv für die Stadt angefertigt hat, wurden im Bauausschuss vorgestellt. Sie sehen filigrane, einfache Möbel aus Metall vor. So soll gewährleistet werden, dass die historischen Bestandsbauten in ihrer Wirkung nicht beeinträchtigt werden. Die Möbel seien dezent und zeitgemäß gestaltet, "das schreit nicht und jodelt nicht", sagte der künftige Stadtbaumeister Florian Ernst. Das gewählte Material sei robust und wetterbeständig, einem Vandalismus werde so vorgebeugt.

Ein Konstruktionssystem aus Stützen, Riegeln und stabilisierenden Streben soll die Grundstruktur aller Stadtmöbel bilden. Die Sitzflächen der Bänke sind so konzipiert, dass Regenwasser schnell ablaufen kann. Die angedachten Informationsstelen mit Wegeleitsystem sollen als bedruckte oder gravierte Metallplatten mit Richtungsangaben gestaltet werden. Die Mülleimer sind als geschlossene Zylinder aus Metall geplant. Die unkomplizierte Art der Konstruktion gewährleistet nach Ansicht der Planer einen geringen Materialverbrauch und eine wirtschaftliche Herstellung, weil sich Konstruktionsdetails wiederholen. "Diese Möbel gibt es nur bei uns", hob Ernst hervor. Für die Stadt sei das "ein Alleinstellungsmerkmal".

Im Rahmen der Städtebauförderung kann Bad Tölz mit einem Zuschuss von der Regierung von Oberbayern rechnen, Mittel sind im diesjährigen Haushalt berücksichtigt.

Der Bauausschuss billigte das Möblierungskonzept, allerdings nicht ohne kritische Anmerkungen. Ingo Mehner (CSU) mahnte an, bei den Bänken nicht nur auf Optik, sondern auch auf Sitzqualität und Preis zu achten. Dem Planer sei es wichtig, dass die Tölzer Stadtmöbel nicht industriell gefertigt werden, sondern "das Handwerk erkennbar bleibt", sagte Bauamtsleiter Christian Fürstberger. Freilich werde darauf geachtet, "dass das bezahlbar bleibt".

Margot Kirste (FWG) fand die präsentierten Skizzen "zu abstrakt". Um eine Entscheidung treffen zu könne, brauche sie zumindest Fotos. Außerdem: Bad Tölz sei kein Seebad und nicht Baden-Baden, merkte sie an. Camilla Plöckl (SPD) waren die Entwürfe "fast ein bisschen zu modern für Tölz". Sie wünschte sich mehr Holz und als Reminiszenz an die Isar "etwas mit Wasser". Andrea Grundhuber (Grüne) mahnte hölzerne Sitze und Armauflagen an, die bequemer und vor allem für ältere Leute wichtig seien. Ihr Fraktionskollege Peter Priller wies darauf hin, dass keine Tropenhölzer verwendet werden dürften.

Damit aus den abstrakten Entwürfen Prototypen gebaut werden könnten, müsse der Bauausschuss weitere Planungsschritte genehmigen, sagte Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG). Dem folgten die Mitglieder mehrheitlich bei zwei Gegenstimmen, jenen von Kirste und Plöckl.

© SZ vom 18.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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