Aus dem Amtsgericht:Steinwurf ins Gesicht

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Angeklagter behauptet vor Gericht, er habe sich nur gewehrt

Von Benjamin Engel, Geretsried

An den Folgen des Steinwurfs ins Gesicht leidet der 44-jährige Ömür M. noch acht Monate danach: "Manchmal habe ich oberhalb des Auges Schmerzen, ich kann nicht klar sehen", berichtet er in der Verhandlung vor dem Amtsgericht Wolfratshausen am Montag. Anfang November 2016 ist er mit dem 45-jährigen Christos C. (Namen geändert) - dieser ist wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt - auf einem Parkplatz in Geretsried aneinandergeraten. Geklärt ist bisher nur, dass der Angeklagte während der Auseinandersetzung den Stein auf den jüngeren Mann geworfen hat. Dessen Joch- und Nasenbein brachen, der Mann wurde unter den Augen seiner Freundin zunächst bewusstlos und musste im Krankenhaus behandelt werden. Die Verhandlung wird fortgesetzt.

Beide Männer kannten sich etwa ein Jahr, als Ömür M. Anfang November bei Christos C. anrief, um sich mit diesem in einem Café zu treffen. Das lehnte der Angeklagte ab und ging stattdessen in die Wohnung des anderen, wo er auf dessen Freundin traf. Mit ihr ging der Mann schließlich gemeinsam auf den Parkplatz, auf dem es zur Auseinandersetzung kam. Wie die Tat derartig eskalieren konnte, blieb am Montag ungeklärt. Zu stark wichen die Schilderungen der Beteiligten voneinander ab. Christos C. schilderte, dass sein Bekannter in einem Wagen mit Fahrer am Parkplatzvorgefahren sei. Der betrunkene Ömür M. sei auf ihn zugestürmt und habe ihn geohrfeigt Dadurch sei er zu Boden gefallen. Daraufhin habe die Freundin ihren Bekannten festgehalten, doch dieser habe versucht, ein Teppichmesser zu ziehen. "Ich hatte Angst, habe um mich gegriffen, den Stein erwischt und geworfen." Er sei weggelaufen und habe nichts weiter mitbekommen. Dieses Geschehen bestätigte ein Freund des Angeklagten. Er erklärte, auf einem Spaziergang zufällig vorbeigekommen zu sein und alles beobachtet zu haben. Und er ging sogar noch weiter: "Mein Freund lag auf dem Boden. Ömür M. hat ihn verdroschen."

Als der Richter Ömür M. mit den Aussagen des Angeklagten, konfrontiert, reagiert der Mann empört: "Dass ich ihm eine Ohrfeige gegeben habe, ist eine Lüge", sagt er. Sie hätten sich gegenseitig geschubst, niemand sei zu Boden gegangen. Seine Freundin und der Fahrer hätten sie getrennt. Dann habe der Angeklagte einen Stein aus der Drainage an der Hauswand genommen und auf ihn geworfen - aus vier bis fünf Metern. "Ich bin im Krankenhaus wieder zu mir gekommen." Der Freund des Angeklagten lüge ebenfalls, sagte er. Gegen diesen habe er erst kürzlich einen Zivilprozess am Wolfratshauser Amtsgericht geführt und gewonnen.

Wegen der gegensätzlichen Aussagen soll noch der Fahrer von Ömür M. vor Gericht aussagen - er ist derzeit zur Behandlung in der Klinik.

© SZ vom 04.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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