Aufräumarbeiten in Geretsried:Großputz nach Säure-Unfall

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Einsatzkräfte beseitigen bei Bene Pharma in Geretsried ausgelaufene ätzende Flüssigkeit zu beseitigen. Das Gebiet rund um die Firma wird großräumig gesperrt

Isabel Meixner

Feuerwehrleute in Schutzanzügen: Großeinsatz bei der bene pharmaChem in Geretsried (Foto: Hartmut Pöstges)

Die ätzende Chlorsulfonsäure, die am Donnerstagnachmittag im Geretsrieder Unternehmen Bene PharmaChem ausgelaufen war, beschäftigte 80 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rotem Kreuz auch noch am Freitag. Gegen Mittag wurden das Firmengelände und die Bayerwaldstraße wie am Vortag gesperrt, die Produktion im Pharmazeutik-Unternehmen stand komplett still. Den ganzen Tag arbeitete die Feuerwehr daran, das Gebäude und vor allem den Raum, in dem die Chemikalie ausgetreten war, zu säubern. Von Donnerstagnachmittag bis Freitagnacht waren Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte bereits zwölf Stunden im Einsatz gewesen. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestand laut Polizei Geretsried nicht, die Flüssigkeit sei aus dem Sicherheitsbereich nicht hinausgelangt. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand.

Die Chlorsulfonsäure war am Donnerstagnachmittag ausgetreten, als in der Produktion ein voller Behälter gegen einen leeren ausgetauscht wurde. Eine Brandmeldeanlage schlug Alarm, als die Chemikalie mit Luft reagierte und starken Nebel verursachte. Die Mitarbeiter mussten daraufhin das Gebäude verlassen. Was bei dem Austausch passiert ist, sei bisher reine Spekulation, sagte Werksleiter Reiner Laible bei einer Pressekonferenz am Freitag. Bis vier Uhr am Freitagmorgen hatten 40 mit schweren Chemieschutzanzügen ausgerüstete Feuerwehrleute aus Geretsried, Wolfratshausen und Penzberg die Chlorschwefelsäure aufgefangen, den Gefahrenbereich mit Chemikalienbinder abgesichert und das Leck geschlossen. Sie wurden unterstützt von 35 zum Teil ebenfalls ehrenamtlichen Mitarbeitern des Rettungsdiensts, zehn Polizisten und Fachberatern für Chemikalien.

Am Freitagvormittag trafen sich Landrat Josef Niedermaier, mit Mitarbeiter Alexander Bauer für den Katastrophenschutz im Landkreis zuständig, Geretsrieds Bürgermeisterin Cornelia Irmer, Werkseigentümer Harald Benend, Werksleiter Reiner Laible und die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei zu r Lagebesprechung. Ergebnis: Während der Säuberungsarbeiten wurde das Gebiet wieder großräumig gesperrt. Die anliegenden Geschäfte waren nicht betroffen. "Das sieht gewaltiger aus, als die Maßnahme ist", sagte Niedermaier angesichts von 60 bis 80 Einsatzkräften. "Wir halten die Sicherheitsmaßnahmen bewusst hoch." Der Einsatz solle erst beendet werden, wenn auch theoretisch keine Gefahr mehr besteht.

Auf dem Parkplatz des ehemaligen Lidl-Marktes hielten sich Mitarbeiter von Rotem Kreuz und Feuerwehr den ganzen Tag bereit, "um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein", wie Niedermaier sagte. Chlorsulfonsäure setzt nämlich explosiven Wasserstoff frei, wenn sie auf Metall trifft. Diese Gefahr bestand laut Einsatzleiter Martin Kagerer von der Feuerwehr Geretsried aber nicht. In Verbindung mit Luft entstehen jedoch unangenehme, ätzende Dämpfe, außerdem kann Chlorsulfonsäure an Haut und Augen schwere Verätzungen verursachen und die Atemwege reizen. Die Einsatzkräfte trugen deshalb während ihrer Arbeit spezielle Schutzanzüge.

Bene PharmaChem stellt seit 2000 in Geretsried einen Wirkstoff her, der für Arzneimittel gegen Durchblutungsstörungen benötigt wird. Bei dem Einsatz entstanden laut Landrat weitere Stoffe, die - ebenso wie die Chlorsulfonsäure - als Gefahrgut entsorgt werden müssen. Wie hoch der Schaden ist, konnte am Freitag noch nicht abgeschätzt werden. Wer die Kosten für den Einsatz trägt, ist ebenso offen. "So lange Gefahr im Verzug ist, die öffentliche Hand", sagte Landrat Niedermaier. Wie lange die Aufräumarbeiten in dem Pharma-Unternehmen andauern würden, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

© SZ vom 06.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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