Aufarbeitung:Arbeitskreis zur NS-Geschichte

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Icking beruft zwei professionelle Leiter und fünf Räte

Von Claudia Koestler, Icking

Die Gemeinde Icking hat am Montag jenen Arbeitskreis installiert, der die Bearbeitung der Straßennamen übernimmt, deren Namensgeber während der NS-Zeit aktiv waren. In einer nichtöffentlichen Sitzung hatte der Gemeinderat den Pöckinger Historikern Marita Krauss und Erich Kasberger die Leitung des Arbeitskreises anvertraut. In der anschließenden öffentlichen Sitzung bestimmte der Rat weitere fünf Mitglieder für den Arbeitskreis, nämlich jeweils einen Repräsentanten jeder Fraktion: Hans-Peter Stahn (CSU), Peter Schweiger (PWG), Christian Mielich (SPD/Die Grünen), Alfred Vogel (Ickinger Initiative) und Claudia Roederstein (UBI).

Karin Teufl, Kuratorin des Garmischer Museum Aschenbrenner, hatte Anfang des Jahres im Zuge einer Ausstellung über die Illustratorin und Designerin Else Wenz-Viëtor die politische Haltung der Familie Wenz recherchiert und im Ausstellungskatalog publik gemacht. Daraufhin entbrannte in der Gemeinde Icking eine Diskussion darüber, wie mit dem nach dem Architekten und Ehemann von Else Wenz-Vietor, Paul Wenz, benannten Wenzberg umzugehen sei. Unmittelbar nachdem der Konzertveranstalter Christoph Kessler auf Wenz' NS-Verstrickungen in einer E-Mail mit großem Adressatenkreis hingewiesen hatte, hatte Bürgermeisterin Margit Menrad (UBI) die Anwohner der betroffenen Straße befragt. Diese sprachen sich mehrheitlich gegen eine Umbenennung aus. Doch der öffentliche Druck nahm zu, es folgten Diskussionen und Sondersitzungen des Gemeinderats, ehe Ende März der Beschluss fiel, einen Arbeitskreis zu gründen, der sich des Themas in einem breiteren Kontext annehmen soll, nämlich als Aufarbeitung aller Ickinger Straßennamensgeber, die in der NS-Zeit lebten.

Die Aufgabe des jetzt installierten Arbeitskreises ist zu klären, ob und inwieweit die Namensgeber der betreffenden Ickinger Straßen "aktiv am NS-System beteiligt waren, der Gewaltherrschaft Vorschub leisteten oder in Verbrechen des Regimes verwickelt waren", heißt es in der Pressemitteilung zum nichtöffentlichen Teil der Sitzung am Montag. Die Mitglieder des Arbeitskreises sollen die Recherchearbeit von Krauss und Kasberger unterstützen, beispielsweise indem sie Interviews führen. Die Leiter hingegen sollen nicht nur Unterlagen sammeln, sondern die Materialien auch professionell einschätzen. Die Ergebnisse dieser vertieften Recherche seien dann mit den Mitgliedern des Arbeitskreises zu diskutieren. Die Ergebnisse sollen schließlich dem Gemeinderat als Empfehlung vorgelegt werden.

Zu welchem Beschluss also Icking letztlich kommt, insbesondere zur Frage, ob der umstrittene Wenzberg umbenannt werden, mit einer Informationstafel über Wenz' Rolle ergänzt oder einfach belassen werden soll, obliegt also letztlich in unbestimmter Zeit den Mitgliedern des Gemeinderats.

© SZ vom 17.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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