Auf der Piste:Die Drifter vom Skilift

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Drei junge Männer sind mit ihren Autos am Beuerberger Hang stecken geblieben. Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung. In der Region haben Unbekannte schon einiges malträtiert - vom Golf- bis zum Fußballplatz.

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Als Skischulleiterin muss Claudia Mannheim viel erklären und reden. Doch am ersten Sonntagabend im Februar war sie sprachlos. Gegen 23.20 Uhr waren drei junge Männer mit ihren Autos auf die Piste am Beuerberger Skilift der Familie gebrettert. Weit kamen sie nicht. Bis zum Unterboden hätten sich die drei Fahrzeuge in den Schnee gegraben und seien steckengbelieben, schildert Mannheim. Mehr fassungslos als wütend sei sie gewesen. Ihr 83-jähriger Vater habe gerade die Piste präpariert und habe anschließend alles wieder herrichten müssen. "Das ist einfach traurig, wie Leute mit den Werten anderer umgehen", sagt Mannheim.

Immerhin konnte die Polizei das Trio - zwei 21-Jährige und einen 23-Jährigen - festnehmen, nachdem die Familie eine Streifenbesatzung alarmiert hatte. Gegen die Männer wird nun wegen Sachbeschädigung ermittelt. Darüber ist Mannheim froh. Denn schon öfter haben Unbekannte am Beuerberger Skihang ihre Autos zum Driften gebracht. Das heißt, sie über- oder untersteuerten ihre Wagen so stark, dass diese in Kurven ins Rutschen geraten. Tiefe Spurrillen bleiben im Hang zurück. Liege genug Schnee, komme das zwei- bis dreimal pro Saison vor, jüngst am 24. Januar, schildert Mannheim. Die Familie müsse die Schäden mühsam teils von Hand ausbessern. Wiederholt hätten sie die Polizei informiert. Täter seien bisher nie ermittelt worden.

Otto Mannheim mit seiner selbst konstruierten Pistenraupe: Als ein Trio mit Autos über den Hang bretterte, machte sich Tochter Claudia Sorgen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Wolfratshauser Polizei ist das jetzt festgenommene Trio bekannt. Die Männer seien schon wegen Verkehrsdelikten wie Nötigung im Straßenverkehr aufgefallen, sagt der stellvertretende Dienststellenleiter, Steffen Frühauf. Zwei der drei Männer waren schon vor drei Jahren über das Erholungsgelände in Ambach mit Autos gedriftet. Mit ihren Fahrmanövern hatten sie den Rasen einer Liegewiese am Starnberger See stark beschädigt.

Meist ermittelt die Polizei aber erfolglos, wenn Eigentümer ihre Schäden überhaupt melden. Im vergangenen Sommer hätten Unbekannte mit Autos ihre Runden auf dem Golfplatz Riedhof bei Egling gedreht. Ein Schaden von 2000 bis 3000 Euro sei entstanden, sagt Frühauf. Die Polizei prüfe, ob ein Zusammenhang mit dem jetzigen Fall bestehe. Derartige Vorkommnisse aufzuklären sei aber schwierig. Ein Golfplatz lasse sich nicht rund die Uhr überwachen. Eine Tuning- oder Autoraserszene gebe es zudem im Landkreis nicht.

Doch Driftmanöver sind offenbar beliebt. Auf dem mit Schotter befestigten Festplatz im Tölzer Moraltpark versuchen sich immer wieder Menschen an solch waghalsigen Fahrmanövern. Vor zwei Jahren hatte das Wolfratshauser Amtsgericht ein Verfahren gegen einen 19-jährigen Geretsrieder wegen Sachbeschädigung eingestellt. Er musste 16 Sozialstunden ableisten.

Unweit vom Beuerberger Skilift hat ein Unbekannter 2016 den Fußballplatz in Sterz ebenfalls stark malträtiert. Mit seinem Wagen sei er über den Rasen gedriftet, schildert Eurasburgs Bürgermeister Moritz Sappl (GWV). Mehrere tausend Euro habe es gekostet, um den Platz wiederherzurichten. Auch der Spielbetrieb sei einige Zeit ausgefallen. Was die Täter mit ihrem Verhalten anrichteten, sei ihnen wohl kaum bewusst. "Der kurze Fun steht in keinem Verhältnis zum Schaden", sagt Sappl.

Skischulleiterin Claudia Mannheim ist fassungslos über die Autodrifter am Beuerberger Hang. (Foto: Hartmut Pöstges)

Am Beuerberger Skilift hatte Tochter Claudia einfach nur Angst um ihren Vater Otto Mannheim. Er habe schon die Nacht davor die Piste präpariert. Nach dem starken Schneefall sei er am Sonntagabend noch einmal auf den Hang. Er sei fast rund um die Uhr beschäftigt gewesen. Dann habe er angerufen, dass da jemand auf der Piste "ackere", erzählt Mannheim. Sie stellte die drei jungen Männer wegen des Schadens zur Rede. Das Trio habe eher kleinlaut reagiert. Die Männer hätten sich entschuldigt und sich damit gerechtfertigt, dass sie nur auf den Parkplatz am Lift zum Reden gefahren seien. Glücklicherweise seien sie mit ihren Autos schon nach 50 Metern stecken geblieben. Mit Hilfe von Bekannten habe das Trio die Autos selbst befreien können. "Wir überlegen jetzt, Wildkameras aufzustellen", sagt Mannheim.

© SZ vom 12.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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