Asyl-Infoveranstaltung in Lenggries:Die Emotionen kochen hoch

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Der Alpenfestsaal ist voll besetzt: 400 Lenggrieser kamen am Dienstagabend, um sich über die neuen Asyl-Unterkünfte zu informieren. (Foto: Manfred Neubauer)

Im Alpenfestsaal wackelt die Stimmung: Eltern berichten, dass ihre Mädchen von Flüchtlingen angesprochen worden seien. Nachbarn wollen gegen neue Einrichtungen klagen. Der Bürgermeister rechnet mit weiteren Unterkünften

Von Alexandra Vecchiato, Lenggries

Bislang schien die Aufnahme von Asylbewerbern in der Gemeinde Lenggries wie im ganzen Landkreis zu funktionieren. Doch nun droht die Stimmung zu kippen. Das wurde bei der Info-Veranstaltung am Dienstagabend im Alpenfestsaal deutlich. Rund 400 Bürger kamen, selbst die Empore war voll besetzt, die Emotionen kochten hoch. Der Auslöser: Minderjährige Mädchen sollen von Bewohnern der Erstaufnahmeeinrichtung angesprochen worden sein - und Landkreis und Gemeinde planen weitere Unterkünfte.

Der Lenggrieser Bürgermeister Werner Weindl (CSU) gab einen Überblick, wie viele Asylsuchende in der Gemeinde untergebracht sind. Insgesamt 113 Frauen, Männer und Kinder leben in Lenggries, davon 65 in der Erstaufnahmeeinrichtung, einer Container-Anlage neben dem Pfarrheim an der Geiersteinstraße. Betreut werden die Flüchtlinge von etwa 125 ehrenamtlichen Helfern. Weindl betonte, dass die Container an der Geiersteinstraße nur für die Dauer von fünf Jahren genehmigt seien. Man wisse aber nicht, ob sie nicht doch länger gebraucht würden. Aus seiner Sicht sei nach wie vor eine dezentrale Unterbringung zu favorisieren. Die Gemeinde sei zwar nicht verpflichtet, Asylsuchende aufzunehmen, aber dies sei ein Gebot der Solidarität.

Nun soll es weitere Container-Unterkünfte geben. Zwei Standorte sind im Gespräch: auf dem Gelände der Flussmeisterei und jetzt auch an der Wegscheider Straße 14 neben der "Reitersäge". Nachbarn an der Wegscheider Straße erwägen eine Klage gegen die Unterkunft. Sie haben zudem 700 Unterschriften gesammelt, um die Unterbringung dort zu verhindern.

Weindl ließ sich nicht beirren: Diese beiden Standorte mögen nicht die letzten gewesen sein. Er brachte die Krankenhauswiese und die Fläche gegenüber dem Penny-Markt ins Spiel - was große Unruhe im Saal auslöste.

Die Stimmung kochte über, als Eltern berichteten, dass ihre Töchter von drei Männern aus der Erstaufnahmeeinrichtung bedrängt worden seien. Es könne nicht sein, dass Mädchen sich nicht mehr frei bewegen dürften. Die Betreuerin der Erstaufnahmeeinrichtung, Eugenie Grünwald, betonte, die Männer hätten einen "Anpfiff" bekommen und diesen hoffentlich verstanden. Weindl, Landrat Josef Niedermaier und Bernhard Gigl, Leiter der Tölzer Polizeiinspektion, riefen die Anwesenden zwar dazu auf, weitere Vorkommnisse sofort zu melden. Gigl betonte aber ausdrücklich, die Polizei hätte mit den Asylbewerbern so gut wie keine Probleme. Er werde es nicht unterstützen, alle Flüchtlinge als mögliche Verbrecher abzustempeln. Bürgermeister Weindl ärgerte sich zudem über Aufkleber einer rechtsextremen Organisation, die in der ganzen Gemeinde aufgetaucht seien. Er selbst habe schon welche abgekratzt und drohte den Verteilern mit einer Anzeige wegen Volksverhetzung.

Amanda Reiter sprach für die Nachbarn am geplanten Standort Wegscheider Straße 14. Generell habe sie nichts gegen Flüchtlinge, nur nicht in einer Container-Anlage in ihrer Nachbarschaft. Auch kam die Frage auf, warum ausgerechnet so viele alleinstehende männliche Flüchtlinge in Lenggries untergebracht wurden. Laut Vorlage der Gemeinde sind es 104. Sozialamtsleiter Thomas Bigl vom Landratsamt erwiderte, dass man sich in der Vergangenheit bemüht habe, überwiegend Familien aufzunehmen. Nun seien verstärkt junge Männer da. Bigl rief Vereine dazu auf, sich dieser anzunehmen. Abteilungsleiter Michael Foerst forderte die Arbeitgeber auf, den Asylsuchenden eine Beschäftigung zu geben. Bürger Gustl März sagte, junge Männer in Gruppen, die auch noch Alkohol trinken, seien immer problematisch - egal, ob Flüchtlinge oder Deutsche.

© SZ vom 16.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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