Asiatischer Zauber in Bad Tölz:Ein tanzendes Yak entzückt das Publikum

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Mit Musik und theatralischen Darbietungen führen die Mönche in ihre Kultur ein. (Foto: Manfred Neubauer)

Bei der Benefizveranstaltung "Aus dem Herzen des Himalaja" singen und tanzen sechs Mönche. Sie sammeln Spenden für ein Bildungsprojekt in ihrer Heimat Ladakh

Von Sabine Näher, Bad Tölz

Ladakh: Das dürfte vielen so spontan gar nichts gesagt haben, als sie die Einladung zur Benefiz-Veranstaltung "Aus dem Herzen des Himalaja" in der Tölzer Madlschule erhielten. Den Initiatoren des Abends, Petra Dreesen und Christian Stadelbacher, wurde indes ein deutlicher Vertrauensbeweis entgegengebracht: Der Saal war, trotz hochsommerlicher Temperaturen, komplett ausverkauft.

Spätestens bei der Begrüßung erfuhr man nun, dass Ladakh ein Teil des indischen Bundesstaates Jammu und Kaschmir ist, ein weitgehend hochgebirgiges Gebiet mit etwa 300 000 Einwohnern. Es ist bekannt für die Schönheit seiner Gebirgslandschaft und für die weitgehend unverfälscht bewahrte tibetisch-buddhistische Kultur und wird daher auch als "Klein-Tibet" bezeichnet.

Petra Dreesen entdeckte es 2011 auf einer Himalaja-Reise, die sie in Kontakt zu buddhistischen Mönchen brachte. Diese touren derzeit durch Europa, um Spenden für ein Schulprojekt einzusammeln, und machten dank der Bekanntschaft mit Dreesen auch an der Isar Station.

Für viele Kinder aus den Hochgebirgsdörfern ist eine Schule nicht erreichbar, schon gar nicht im schneereichen Winter. Das Kloster, aus dem die sechs Mönche nach Bad Tölz gekommen sind, ist von 5000 Meter hohen Bergen umgeben; die Hauptstadt Leh liegt auf 3900 Metern. Daher soll eine Internatsschule nahe Leh gegründet werden, die 200 Waisenkindern sowie Kindern aus abgelegenen Dörfern eine kostenlose Bildungsmöglichkeit bietet. Das Schulgelände ist bereits vorhanden. 2018 soll mit dem Bau begonnen werden.

Die Mönche aus Lahdak bitten aber nicht einfach um Spenden, sondern bieten ein abendfüllendes Programm, das in die Kultur des tibetischen Buddhismus einführen möchte. Zum besseren Verständnis moderiert Stadelbacher den Abend und erklärt, was es mit den Ritualen und Gebräuchen auf sich hat. Zur Eröffnung gibt es eine Anrufung an Achi, die "Großmutter", die Schützerin der buddhistischen Lehren, welche die Haupttugenden Liebe, Mitgefühl, Güte, Freigebigkeit und Fürsorge verkörpert. Mit dieser Anrufung wird ihr Segen für das alltägliche Leben erbeten. Die sechs Mönche, den Saunatemperaturen im Saal trotzend in dicke Gewänder in verschiedenen Orange- und Rottönen gekleidet, formieren sich eindrucksvoll auf der Bühne. Sie halten Blas- und Schlagwerkinstrumente in den Händen, sprechen aber zunächst Gebetsformeln, die für die Zuhörer ziemlich monoton klingen. Ein litaneiartiges "Gegrüßet seist du, Maria" dürfte auf Fremde vermutlich ähnlich wirken. Dann setzt die Musik ein: Verstörend fremd, dissonant, fast plärrend, schrill - und sehr laut in dem kleinen Saal, so dass man erleichtert ist, wenn sie wieder vom Gebetsmurmeln abgelöst wird.

Darauf folgen verschiedene Tänze. Zunächst der Shondol, der königliche Tanz, der von Frauen angesehener Familien für die Königsfamilie aufgeführt wird. Die beiden Tänzerinnen lösen umgehend Mitleid aus: Mit ihren traditionellen Gewändern samt pelzbesetzten Überhängen und reich verziertem Kopfschmuck sind sie für die tropischen Temperaturen nicht eben zweckmäßig gekleidet. Zum Glück ist ihr Tanz nicht zusätzlich schweißtreibend: zarte, anmutig und mit Ruhe ausgeführte Bewegungen, dazu ein fremd tönender, sehr hoher, fast kindlich wirkender Gesang.

Mit der Anmut ist es vorüber, als der Maskentanz beginnt: Ausdruck der spirituellen Kraft, der ursprünglichen Weisheit aller Buddhas, die Hindernisse und negative Einflüsse überwinden könne, sei dieser, hat der Moderator erklärt. Als die Figur, mit übergroßem Kopfaufsatz riesig wirkend, mit gruselig verzerrten Gesichtszügen, einen Säbel schwingend, die Bühne betritt, fühlt man sich ein wenig an Umzüge der alemannischen Fasnet erinnert. Der Trommeltanz dagegen hat etwas Meditatives und soll gemahnen, dass man zu allen Zeiten, in allen Richtungen den gleichen mitfühlenden Geist walten lassen soll.

Für große Heiterkeit sorgt der Yak-Tanz: Dieses Tier, das den Nomaden Milch, Fleisch, Fell, Leder und Dung liefert, ist seinen Besitzern, die wehklagend nach ihm rufen, entlaufen. Welche Freude, als es unversehens die Bühne entert: Es wird gestreichelt, gefüttert und liebevoll besungen. Das genügt dem Tier aber nicht, das hinabsteigt, um sich weitere Streicheleinheiten beim entzückten Publikum zu holen. Hier fehlt ein Pendant. Oder gibt es einen bayerischen Kuh-Bauer-Tanz?

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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