Ascherfreitag zum Weltfrauentag:Wenig Europa und viel Geselligkeit

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SPD-Kreisrätin Edith Peter hat in ihrer Rede beim politischen Ascherfreitag den Internationalen Frauentag besonders bedacht. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Beim politischen Ascherfreitag der Kreis-SPD lenken Spontan-Referate von zwei SPD-Frauen auf das Thema des Treffens

Von Wolfgang Schäl, Bad Heilbrunn

Der Titel der Veranstaltung war zugleich auch schon das Programm: "Politischer Ascherfreitag zum Weltfrauentag" war die Veranstaltung überschrieben, zu der sich die Kreis-SPD in der Bad Heilbrunner Reindlschmiede versammelte- es war ein geselliges Fischessen, kombiniert mit einer zwanglosen Themenmixtur: ein wenig Europa, Spontan-Referate zweier SPD-Frauen über eine Zeit, als die Gemeinde- und Stadtratssitzungen noch ausschließlich männliche Versammlungen waren, daneben auch allerlei Organisatorisches.

Flammende Appelle oder vertiefte Diskussionen zu Europa- und Frauenthemen gab es nicht, wohl aber Bekundungen von Stolz, dass die SPD mit wichtigen Denkansätzen schon immer vorangegangen sei, so etwa bei der Belegung von Kandidatenlisten nach dem Reißverschluss-System. Das nehme man nach wie vor auch sehr ernst, versicherte der Kreisvorsitzende Wolfgang Werner. Die Vorbereitungen für die Europawahlen im Mai laufen nach seinen Worten "im Hintergrund", er hoffe, dass man "den Schwung der Europawahlen im Mai bis zu den Kommunalwahlen in einem Jahr mitnehmen" könne. Werner kündigte in diesem Kontext an, dass die bayerische SPD-Spitzenkandidatin für das Europaparlament, Marianne Noichl, am 16. Mai, in Wolfratshausen zu Gast sein werde.

Edith Peter, seit vielen Jahren Stadträtin in Geretsried, zeigte sich bekümmert, dass man bei der Veranstaltung nicht auch ein paar jüngere Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts zu Gesicht bekomme. "Dabei gibt es doch jede Menge g'standene Frauen bei uns." Sie selber sei zur Kommunalpolitik gekommen, "weil mich mein Mann trotz unserer zwei kleinen Kinder angeschubst hat". Überhaupt sei sie in ihrer Laufbahn immer vor allem "von Männern gefördert worden", unter anderem von dem langjährigen Stadtrat Alfred Hopfner. Bei der Wahl zur SPD-Ortsvorsitzenden in Geretsried sei sie einstimmig gewählt worden, sie habe diese Funktion dann auch zehn Jahre lang ausgeübt. Peter betonte, dass sie "vielleicht keine Frauenrechtlerin" im herkömmlichen Sinne sei, sondern sich eher in der Jugend- und Frauensozialarbeit und für Kindergärten engagiert habe. Die Männer in den anderen Rathaus-Gruppierungen hätten über ihre politische Arbeit früher nur den Kopf geschüttelt und ihr empfohlen, doch lieber daheim zu bleiben. Mittlerweile habe sich aber auch zwischen den Frauen einiges geändert, "wir halten jetzt sogar fraktionsübergreifend zusammen". Peters Fazit aus den vergangenen Jahrzehnten: "Hinter jeder starken Frau steht ein starker Mann, der ihr den Rücken freihält."

Die politischen Verwirrungen in Folge der Kreisgebietsreform Anfang der siebziger Jahre rief die Kocheler Gemeinderätin Monika Hoffmann-Sailer in Erinnerung. Da habe sich vieles überstürzt, im Süden habe die Befürchtung geherrscht, "vom bevölkerungsreicheren Nordlandkreis überrumpelt zu werden".

Damals habe man "um das Reißverschlusssystem Mann/Frau gekämpft". Das habe zur Folge gehabt, "dass dann manchmal auch ganz tolle Männer plötzlich auf den hintersten Plätzen auf der Liste gelandet sind". Man habe auch einen eigenen Frauenwahlkampf geführt, das habe schon etwas gebracht, heute sei sie der Meinung, dass man sich mit Männern für politische Themen einsetzen müsse. Die Verdienste Hoffmann-Sailers würdigte SPD-Mitglied Ilse Nitzsche: Die Kochler Gemeinderätin habe "jahrzehntelang politisch durchgehalten, sie ist SPD-Urgestein". Dafür müsse man ihr applaudieren - ein Anliegen, dem die Mitglieder der Kreis-SPD gern und spontan folgten. Die SPD müsse "vorn bleiben", forderte Hans Gärtner aus Wolfratshausen, sie dürfe sich nicht nur "nostalgisch an die Brust klopfen, denn es gibt noch viele Baustellen". Dazu zähle Gärtner auch das Thema Missbrauch - das müsse weiterverfolgt werden, "die Opfer brauchen Unterstützung" und da sei die SPD gefragt.

© SZ vom 11.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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