Arbeit im Altenheim:Bessere Bezahlung und viel Imagepflege

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Robert Stapfer leitet seit Anfang März das Seniorenheim Schwaigwall in Geretsried. Wie überall hat auch er mit dem Pflegenotstand zu kämpfen. (Foto: Arnold Zimprich)

Robert Stapfer, der neue Leiter des Seniorenheims Schwaigwall, wünscht sich, dass die Leidenschaft in den Pflegeberuf zurückkehrt

iNTERVIEW Von Arnold Zimprich, Geretsried

Der Passauer Robert Stapfer leitet seit März 2019 das Senioren- und Pflegeheim Schwaigwall. Nun zog Stapfer eine erste Bilanz.

SZ: Wo haben Sie bisher gearbeitet?

Robert Stapfer: Nach meiner Ausbildung zur Pflegedienstleitung 1995 war ich in verschiedenen Einrichtungen in Oberbayern in Akut- und Rehakliniken beschäftigt. Seit ich 2005 nach Nürnberg zog, bin in der Altenpflege tätig. Zunächst als Pflegedienst- und Einrichtungsleiter bei einem großen, bundesweit tätigen Konzern, ab 2011 als Geschäftsführer und Einrichtungsleiter einer kleineren Einrichtung mit circa 80 Bewohnern im Süden von Nürnberg.

Was macht für Sie das Heim in Schwaigwall aus?

Der herzliche, familiäre Umgang mit dem Personal, den Bewohnern und Angehörigen sowie die außergewöhnliche Lage in dieser herrlichen Umgebung.

Ist Schwaigwall ein Heim wie jedes andere?

Das zu behaupten wäre schade. Ich denke wir brauchen Häuser, die sich unterscheiden, damit der künftige Bewohner sich "sein" Heim aussuchen kann. Die pflegerische Versorgung sollte selbstverständlich überall den vorgegebenen Qualitätsstandards entsprechen, die Versorgung von Bewohnern mit demenziellen Erkrankungen erfordert wiederum Einrichtungen, die beschützenden Charakter haben. Dies können wir zum Beispiel hier nicht anbieten.

Das Heim ist seit Jahren in den Händen der Familie Fuchs. Herrscht in einem privat betriebenen Heim eine andere Stimmung als bei einem großen Träger?

Die Stimmung in einem Heim ist stark vom jeweiligen Führungspersonal abhängig. Das hat nichts mit privat geführtem Heim oder Großkonzern zu tun. In Schwaigwall schätze ich den direkten Kontakt und die kurzen Entscheidungswege, die ein rasches Handeln bei notwendigen Maßnahmen ermöglichen.

Schwaigwall wird aktuell umgebaut - der neue Südflügel soll noch in diesem Jahr eröffnet werden. Wie viele Plätze hat es jetzt und wie viele wird es nach dem Umbau haben?

Die Anzahl der Heimplätze wird sich nicht verändern. Es wird 75 Plätze in Einzel- und Doppelzimmern geben. Wichtig ist, dass die Zimmer anschließend auf dem neuesten Stand sind und optimale Voraussetzungen für eine gute Pflege bieten.

Ist die Erweiterung eine zusätzliche Herausforderung für Sie oder wird der Betrieb weiterlaufen wie bisher?

Es wird organisatorische Veränderungen geben, da wir dann zwei Ebenen und zwei Stationen mit der annähernd gleichen Anzahl an Bewohnerinnen und Bewohnern haben werden.

Ist die Arbeit mit älteren Leuten "nur" Beruf oder auch Berufung?

Hier ist ein Wandel zu beobachten. War es bislang für viele eine wirkliche Berufung, diese Arbeit mit ihren professionellen Anforderungen zu erlernen und auszuüben, so rücken heute auch immer mehr eigene Bedürfnisse und Ansprüche der Beschäftigten in den Vordergrund. Dies stellt die leitenden Mitarbeiter vor immer neue Herausforderungen, gerade bei der Dienstplanung.

Der Pflegenotstand ist in aller Munde. Haben auch Sie mit Personalmangel zu kämpfen?

Selbstverständlich. Machen wir uns nichts vor. Der Personalmangel in der Pflege ist seit Jahren eine der größten Herausforderungen im gesamten Gesundheitswesen und wird sich in den nächsten Jahren weiterhin verschärfen. Ohne zusätzliche Fachkräfte von Zeitarbeitsfirmen könnten auch wir in Schwaigwall die Vorgaben der Fachkraftquote nicht erfüllen. Das strikte Festhalten an dieser 50-Prozent-Regel setzt die Heime unter Druck und bewirkt, dass immer mehr freie Heimplätze nicht mehr belegt werden können.

Wo sehen Sie in der Pflege in den kommenden Jahren den größten Handlungsbedarf?

Wir brauchen mehr Personal, das sich wieder für den Beruf der Altenpflege begeistert und interessiert! Hierzu ist neben einer entsprechenden monetären Anpassung der Pflegeberufe auch viel Imagepflege notwendig.

Können Sie die Arbeit im Senioren- und Pflegeheim Schwaigwall mit drei Stichworten beschreiben?

Familiär, herzlich, kompetent.

© SZ vom 10.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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