An der Egerlandstraße in Geretsried:Asbesthaltige Platten werden entfernt

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Baugenossenschaft sieht keine Gefahr für Umgebung

Von Felicitas Amler, Geretsried

Arbeiter in voller Montur und mit Atemschutz sind seit einer Woche an der Wohn- und Geschäftshäuserzeile der Baugenossenschaft (BG) Geretsried in der Egerlandstraße zu Gange. Das hat Nachbarn sehr erschreckt, die Angst davor haben, dass Gefahrenstoffen frei werden. Auf Nachfrage im Rathaus, so eine Anliegerin, habe sie keine Auskunft erhalten. BG-Geschäftsführer Wolfgang Selig erklärte der SZ, es würden tatsächlich die asbesthaltigen Platten entfernt, mit denen die Häuser in den Sechzigerjahren verkleidet wurden. Eine Gefahr für Anwohner bestehe jedoch nicht, betonte er.

Das bestätigt der zuständige Projektleiter Markus Walter aus dem Münsinger Büro HP Ingenieure. Er weist darauf hin, dass es sich in Geretsried nicht um Weißasbest handle, sondern um zementgebundenes Asbest. Zur Demontage würden die Platten mit einem speziellen Mittel besprüht, das etwaig austretende Fasern binde, sagt Walter. Eingriffe wie dieser in Geretsried würden grundsätzlich streng nach bestimmten Richtlinien und in Abstimmung mit dem Gewerbeaufsichtsamt vorgenommen. Die Frage, ob er sich auf einem Balkon gegenüber ohne Weiteres zum Kaffeetrinken setzen würde, bejaht Walter. Die Schutzmaßnahmen seien aber für Arbeiter, die aus nächster Nähe und Tag für Tag mit den Platten hantieren, vorgeschrieben.

Die Arbeiten im Auftrag der Baugenossenschaft haben an der Rückseite der Häuserzeile, hinter welcher der Amselweg liegt, begonnen. Selig schätzt, dass das Abtragen der Platten auf beiden Seiten noch zwei bis drei Wochen dauern werde. "Gründlichkeit vor Schnelligkeit" sei in jedem Fall die Devise.

Bis zum 4. November werden nach Auskunft des BG-Geschäftsführers die letzten verbliebenen Bewohner der Egerlandstraße 58 bis 74 in die neuen BG-Sozialwohnungen an der Siebenbürger Straße umgezogen sein. Dann könne mit schwerem Gerät der eigentliche Abbruch der Häuser begonnen werden. Dieser könne bis Februar dauern, sagt Selig. Es gebe einige Unwägbarkeiten, einerseits wisse man nicht, wie der Winter werde, andererseits könne man bei Abbrüchen immer "einen Rest an Überraschungen nicht ausschließen".

Die Baugenossenschaft plant, an der Egerlandstraße einen neuen, größeren und urbaneren Wohn- und Geschäftskomplex. Dies ist Teil der von der Stadt geförderten Entwicklung des Zentrums rund um den Karl-Lederer-Platz. Anwohner, Geschäftsleute, Dienstleister und Ärzte befürchten schwerste Beeinträchtigungen durch die Großbaustelle, die bis Ende 2022 vor ihren Türen herrschen wird. Sie haben sich zu einer Interessengemeinschaft (IG) "Pro Egerlandstraße" zusammengeschlossen und Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht. Ihr Sprecher ist Frederik Holthaus, Geschäftsführer des Isar-Kaufhauses.

Eine Situation wie beim ehemaligen Isar-Kaufhaus in Wolfratshausen, wo die Arbeiten mitten im laufenden Abbruch wegen einer Nachbarklage eingestellt wurden und das Gerichtsverfahren schwebt, befürchtet Selig nicht. Er könne zwar die Wolfratshauser Ereignisse nicht detailliert beurteilen, sagt er. Aber im Fall Egerlandstraße sei kein Baustopp wegen der Standfestigkeit der Nachbargebäude zu erwarten. Genau dies sei alles mit einem Statiker vorab geklärt worden und ausdrücklich mit dem Landratsamt als Aufsichtsbehörde abgestimmt.

© SZ vom 02.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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