Aktiv für Bedürftige:Hilfe leisten frei nach Erich Kästner

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"Wir leben im Speckgürtel der Republik. Trotzdem gibt es diese Schattenwelt", sagt die T.U.N.-Sprecherin Ursula Goepfert. (Foto: Benjamin Engel)

Der T.U.N.-Verein Eurasburg unterstützt arme Kinder nach der Devise "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es"

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Die Region rund um die Landeshauptstadt München prosperiert. Die Arbeitslosenquoten zählen zu den niedrigsten der Bundesrepublik. Touristen und Einheimische schätzen Kultur- und Freizeitangebote. Eher unbemerkt bleiben dabei jene Menschen, die finanziell nicht mithalten können. Um gegen die versteckte Armut zu kämpfen, hat Ursula Goepfert vor 15 Jahren den T.U.N.-Verein gegründet. Zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen im Landkreis haben sie und ihre Mitstreiter inzwischen mehr als 100 000 Euro gesammelt. Jetzt steht wieder eine Aktion an.

"Wir leben im Speckgürtel der Republik. Trotzdem gibt es diese Schattenwelt", sagt Goepfert. Wer arm sei, verstecke das. Sie erinnert sich an eine Aktion mit der Franz-Marc-Förderschule in Geretsried. Sie hatte Schülerinnen des privaten Ickinger Günter-Stöhr-Gymnasiums - darunter ihre Tochter - als Patinnen für die Mädchen der Abschlussklasse der Geretsrieder Schule gewonnen. "Jedes Paar hat 250 Euro bekommen. Sie sollten sich ein geeignetes Outfit kaufen, das sie zur Abschlussfeier, aber auch für ein Bewerbungsgespräch verwenden könne." Anschließend machte eine Stylistin ihnen die Haare und das Make-up. "Die Mädchen haben sich richtig gefreut, dass sich jemand für sie so viel Zeit genommen hat."

Die Abkürzung T.U.N. steht für Taten, Unterstützung und Notwendigkeiten. Leitgebend für den Einsatz der Vereinsmitglieder ist ein Zitat des deutschen Schriftstellers Erich Kästner "Es gibt nichts Gutes, außer man tut es." Nach diesem Motto organisieren sie jährlich einen Benefizabend im Beuerberger Pfarrheim, um das Geld für Projekte im Landkreis zusammenzubekommen.

In diesem Jahr steht die Veranstaltung unter dem Motto "Big Band Zauber". Die Linde Sound Machine - eine aus Mitarbeitern des Pullacher Unternehmens bestehende Big Band - und der Wolfratshauser Zauberkünstler Andreas Maier treten auf. Zudem kündigt Goepfert einen Überraschungsgast an. Gemeinsam mit ihren Vorstandsmitgliedern Anke Müllejans, Karin Weiß und Sohn Thomas organisiert sie den Benefizabend. Die Mitglieder backen Kuchen, bringen Essen mit und verkaufen Getränke. Die Einnahmen fließen in die Projektarbeit.

Die Idee, den Verein zu gründen, hatte Goepfert vor mehr als 15 Jahren mit ihrer Freundin, der Beuerberger Sängerin Uli Mauk. "Wir saßen auf der Terrasse und haben uns gesagt, wir leben in einer so schönen Landschaft. Und trotzdem gibt es Kinder, die Unterstützung brauchen." 2001 organisierten sie ein erstes Benefizkonzert zu Weihnachten in der Beuerberger Pfarrkirche. Das Geld gaben sie für gute Zwecke an Antenne Bayern weiter. Ein Jahr später, 2002, gründete sich der T.U.N.-Verein. Das erste Projekt im Landkreis wurde für die Franz-Marc-Förderschule finanziert. Goepfert sagt, der damalige Rektor, Clemens Joppich, sei auf den Verein zugekommen. Er habe die Mittagsbetreuung an seiner Schule aufgebaut. Das unterstützte T.U.N. mit 5000 Euro.

Weiteres Geld floss an den Wolfratshauser Verein "Arbeit für Jugend". Dessen Ziel ist es, Mittelschülern auf ihrem Weg zu einem Schulabschluss und einer Ausbildungsstelle zu helfen. Auch für das Musikprojekt am Sonderpädagogischen Förderzentrum in Bad Tölz oder für die Arbeit des Benediktbeurer Zentrums für Umwelt und Kultur (ZUK) mit straffällig gewordenen Jugendlichen gab der T.U.N.-Verein Geld. "Pater Karl Geißinger und sein Team imponieren mir. Sie geben jedem Jugendlichen das Gefühl von Würde", sagt Goepfert.

An der Geretsrieder Mittelschule hat der T.U.N.-Verein kürzlich eine Schulbegleiterin für eine ganze Klasse finanziert. Es sei toll zu sehen, wie sich die Kinder mit ein wenig Zuwendung entwickelt hätten, sagt die Vorsitzende. Schon mit geringen Mitteln lasse sich so viel erreichen. Ein demokratisches, friedliches Land wünsche sich jeder. Damit dies so bleibe, müsse man in die Zukunft investieren. "Und das ist die Jugend." Jeder könne etwas tun. "Es kommt so viel an Menschlichkeit zurück", sagt Goepfert. "Die Kinder schicken uns Fotos von ihrer Abschlussfeier. Es ist toll zu sehen, dass sie Chancen bekommen haben."

Benefizkonzert, T.U.N.-Verein: " Big Band Zauber", Samstag, 21. Oktober, Einlass 19.30 Uhr; Beginn 20 Uhr; mit "Linde Sound Machine", Zauberkünstler Andreas Maier und einem Überraschungsgast, Pfarrheim Beuerberg, Eintritt 18 Uhr, Vorverkauf in den Raiffeisenbank-Filialen in Beuerberg, Eurasburg, Königsdorf und Wolfratshausen (Altstadt) oder über die Homepage des Vereins unter www.tun-ev.com

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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