Aktionen:Friedensinitiative setzt Zeichen

Lesezeit: 2 min

Teilnahme an Münchener Großdemonstration zur Sicherheitskonferenz am kommenden Samstag geplant

Von Nils Hannes Klotz, Benediktbeuern

"Es hätte mit dieser ganzen Abschreckung auch daneben gehen können", mahnte Hans Gärtner, Mitglied der Friedensinitiative Bad Tölz-Wolfratshausen, bei ihrem jüngsten Treffen. Er meinte damit die angespannte Situation zwischen den USA und der Sowjetunion zu Zeiten des Kalten Krieges. Doch bis heute ist weltweit ein friedliches Zusammenleben gefährdet. Deshalb setzen sich seit 1991 die Mitglieder der Initiative für den Frieden ein. Nun planen sie neue Unternehmungen, die sie am Dienstag in Benediktbeuern der Öffentlichkeit vorstellten.

Anlass für die nächste Aktion der Gruppe ist die 55. Münchner Sicherheitskonferenz, die vom 15. Februar bis zum 17. Februar stattfindet. Am kommenden Samstag, 16. Februar, wollen sich die Mitglieder der Friedensinitiative an der geplanten Großdemonstration beteiligen. Diese startet um 13 Uhr am Stachus.

Mit verschiedenen Aktionen setzt die Friedensinitiative seit ihrer Gründung immer wieder Zeichen. Als Reaktion auf die Golfkriege hatten sich damals besorgte Bürger zusammengeschlossen. In ihrer Hauptkritik stehen die deutsche und weltweite Aufrüstung - explizit die Neuausrichtung der Bundeswehr zu einer weltweit einsetzbaren Interventionsarmee. Um zu zeigen, dass humanitäre Hilfe auch ohne Militär möglich ist, unterstützt die Friedensinitiative seit 20 Jahren ein Krankenhaus in Afghanistan mit Spendengeldern. Die größte mediale Aufmerksamkeit hingegen erzielte sie laut eigener Aussage bislang im Jahre 2001 mit einer Protestaktion gegen das Bundeswehrgelöbnis im Kurgarten von Bad Tölz.

Man habe sich unter die Zuschauer gemischt und die Feier stören wollen. Helmut Groß, Mitglied der Initiative, musste sich in den 35 Jahren, in denen er sich schon persönlich für den Frieden einsetzt, bereits mehrfach in Strafprozessen wegen Sitzblockaden verantworten. Sein Gerechtigkeitssinn motiviere ihn aber, weiter für seine Passion einzutreten. Das Schlüsselerlebnis für sein Engagement in der Friedensbewegung war die Großdemonstration am 10. Oktober 1981 im Bonner Hofgarten. "Gegen die atomare Bedrohung gemeinsam vorgehen" hatte das Motto gelautet.

Gelegentlich lädt die Friedensinitiative auch Gäste zu ihren Treffen ein. So berichtete an diesem Abend der in Syrien geborene Palästinenser Saba Al-Day über seine Erlebnisse. Schon 1989 kam er nach Deutschland. Seit mehreren Jahren arbeitet er nun als selbständiger Goldschmied in Bad Tölz. Regelmäßig besucht er seine Familie in Syrien. Sein Herz schlägt für beide Länder: "Wenn ich dort bin, dann denke ich an hier und wenn ich hier bin, denke ich an dort." Als nächste Gastrednerin ist die ehemalige Moskau-Korrespondentin der ARD, Gabriele Krone-Schmalz, angefragt.

Auf der Agenda stand an diesem Abend auch der INF-Vertrag. Anfang Februar hatte die USA das bilaterale Abkommen mit Russland zur atomaren Abrüstung aufgekündigt. Gärtner sieht darin eine große Gefahr. Man hätte lange gebraucht um eine derartige Entspannungspolitik nach dem Kalten Krieg zu erreichen. Die älteren Generationen müssten nun ihre Erfahrungen an die jungen Menschen weitergeben. Die Friedensinitiative wolle die Bürger aufklären, sagte Hannah Klaus und ergänzte, dass es für sie aufgrund der Deutschen Vergangenheit eine moralische Verpflichtung gebe, für den Frieden einzutreten. Auch wolle man Druck auf die Politik ausüben, betonte Groß. Mit dem INF-Vertrag ging es an diesem Abend um die Atomkraft. Versehen mit der Aufforderung, den Vertrag aufrecht zu erhalten, hatte er bereits 2018 drei Postkarten an den US-Botschafter, Richard Grenell, den russischen Botschafter, Sergei Jurjewitsch Netschajew, und an den deutschen Außenminister, Heiko Maas, verschickt, sagte Groß. Eine Antwort habe er allerdings noch nicht erhalten.

Wer sich der Friedensinitiative bei ihrer kommenden Aktion anschließen möchte, kann um 11.45 Uhr in Bad Tölz oder um 12.24 Uhr in Wolfratshausen in der S-Bahn zusteigen. Ferner ist geplant, im April am Miesbacher Ostermarsch präsent zu sein. Zwischen Juli und August ist die Teilnahme am Friedenscamp in der Eifel geplant. Auf einem Bundeswehr Fliegerhorst in Büchel sollen laut Medienberichten noch immer Atomwaffen gelagert werden.

© SZ vom 15.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: