Abgeordneter zu Gast:Einsatz für Vertriebene

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BdV-Präsident Fabritius spricht in Geretsried zu Spätaussiedlern

Nicht nur Menschen ohne Ausbildung, Langzeitarbeitslose und alleinstehende Frauen sind von Altersarmut bedroht. Zu den Risikogruppen gehören auch Spätaussiedler - Deutschstämmige aus Nachfolgestaaten der Sowjetunion sowie osteuropäischen Ländern. Sie, die in den 1990er-Jahren in die Bundesrepublik kamen, mussten deutlich spürbare Rentenkürzungen hinnehmen. 1996 entschied die damalige schwarz-gelbe Regierung, die Rente dieser Bevölkerungsgruppe um pauschal 40 Prozent zu kürzen. Diese Ungerechtigkeit will Bernd Fabritius, Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV), im Bundestag ausbügeln. "Es geht um Generationengerechtigkeit und die Verhinderung einer Neiddebatte", sagte er vor etwa 60 Zuhörern in den Geretsrieder Ratsstuben.

Der Bundestagsabgeordnete war auf Einladung der Union der Vertriebenen und der CSU-Kreisverbände Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach gekommen. Die Schicksale der Vertriebenen nach dem Ende des Nazi-Regimes und der heutigen Flüchtlinge hält er für vergleichbar - in Bezug auf das persönliche Trauma. Beide Gruppen seien vor Gewalt, Repressalien und Tod geflohen. Es sei genauso schrecklich, 1944 vor der Roten Armee fliehen zu müssen wie heute vor den Bomben in Syrien. "Wer etwas anderes erzählt, lügt sich in die eigene Tasche." Mehr Gemeinsamkeiten gebe es aber nicht, man dürfe nicht "Äpfel mit Birnen" vergleichen. Denn die Vertriebenen als Binnenflüchtlinge seien Deutsche. "Sie sind damals von einem Teil Deutschlands in den anderen geflüchtet." Die Flüchtlinge heutzutage kämen aus anderen Kulturkreisen und forderten den Bürgern enorme Integrationsleistung ab. Fabritius erinnerte daran, dass die Heimatvertriebenen oft als "Landplage" beschimpft wurden. Eine Willkommenskultur habe es damals nicht gegeben. Gleichzeitig forderte er die Zuhörer auf, keine "Opferkonkurrenz" aufkommen zu lassen: "Vertreibung ist immer ein Verbrechen."

Fabritius begrüßte, dass ehemaligen deutschen Zwangsarbeitern endlich eine Entschädigung zustehe. Jeder erhalte 2500 Euro, eine "symbolische Anerkennung". Weitere 25 Millionen wolle der Bund bereitsstellen.

© SZ vom 09.09.2017 / veca - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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