2020 in Bad Tölz-Wolfratshausen:Ärger mit dem "Overtourism"

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Vor allem an schönen Tagen ging 2020 nichts mehr, zumindest verkehrstechnisch gesehen wie hier in Kochel. Tausende von Ausflüglern strömten dann in die Berge und an die Seen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Im Corona-Jahr stürmen Ausflügler den Landkreis

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Was für ein Jahr! Coronabedingt blieben viele Menschen zu Hause. Warum auch nicht, denn Bayern ist bekanntlich schön. Berge, Wälder, Wiesen - an der frischen Luft ließ sich das Virus für einige Stunden vergessen. Doch was des einen Freud, ist bekanntlich des anderen Leid. Wie noch nie zuvor wälzten sich Blechlawinen mit Naherholungssuchenden Richtung Süden. Auf Neudeutsch heißt das: "Overtourism". Bevorzugte Ziele waren unter anderem die Seen. Starnberger See, Kochelsee, Walchensee - all diese Gewässer werden schon in pandemiefreien Zeiten, besonders an sonnigen Wochenenden, überrannt. 2020 sollte alles toppen.

Nicht allein die Natur ächzte unter den Belastungen, die Tagesausflügler und sonstige Erholungssuchende mit sich brachten. Für Isar- und Walchenseeranger bedeutete die Schön-Wetter-Zeit stressigen Dauereinsatz. Verwarnungen, Ermahnungen - viele Gespräche waren nötig mit uneinsichtigen Bürgern, die unter freiem Himmel gerne mal sämtliche Hygiene- und Abstandsregeln vergaßen.

In der Gemeinde Kochel am See und in den Orten rund um den Walchensee wurden die Bewohner arg durch den Massentourismus belastet. Besonders schlimm war der Verkehr. Am Walchensee war kaum ein Durchkommen mehr, weil Fahrzeuge wild am Straßenrand geparkt wurden. Rettungskräfte hatten ihre liebe Müh und Not, sich einen Weg durch zu bahnen. An manchen Tagen staute sich die Blechlawine fast von Großweil durch Schlehdorf und Kochel bis nach Ried bei Benediktbeuern.

Staus, widerrechtlich parkende Autos, wilde Camper und Müll in der Landschaft machten auch der Gemeinde Münsing am Ostufer des Starnberger Sees zu schaffen. Aufgrund ihrer Nähe zur Landeshauptstadt München entwickelte sich die Kommune zum "Hotspot" für Ausflügler. Die Seeuferstraße in Ammerland ist eigentlich nur für Anlieger frei. Sie zieht jedoch zahlreiche Münchner an, die an schönen Sommertagen im weiteren Straßenverlauf dicht an dicht parken. Und auch von Radfahrern ist sie stark frequentiert.

Münsings Bürgermeister Michael Grasl sah sich gezwungen, mit der Kommunalen Verkehrsüberwachung und der Polizei wegen verstärkter Kontrollen zu sprechen. Der sommerliche Tagesausflugsverkehr schlug sich dann auch tatsächlich in der Kriminalitätsstatistik für Münsing nieder.

Allein 172 Mal haben die Beamten der Wolfratshauser Inspektion am 1. August dieses Jahres im Ort Falschparker verwarnt.

© SZ vom 28.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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