Wohnungsbau in München:Haidhausen hat's vorgemacht

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"Zwölf Gebote" vom 16. August:

Die Zwölf Gebote sollten sich alle, die in der Stadtplanung und im Wohnungsbau etwas zu entscheiden haben, zur steten Mahnung und Erinnerung an die Wand hängen. Es sind ja beileibe keine neuen, gar utopischen oder unbezahlbaren Forderungen, die hier gestellt werden. Es sind Selbstverständlichkeiten, die in früheren Zeiten beliebte und belebte Stadtquartiere wie Schwabing oder Haidhausen, haben entstehen lassen. Wie autistisch muss man eigentlich als Verantwortlicher sein, diese prächtig funktionierende Vergangenheit zu ignorieren und nicht ins Heute zu übersetzen? Stattdessen immer wieder Klötze mit fadem Abstandsgrün. Hat sich noch nicht überall herumgesprochen, dass die Charta von Athen krachend gescheitert ist? Wie in den Geboten 4 und 5 geschildert, lässt sich wahre Urbanität nur in Blockbauweise mit Alleen und begrünten Innenhöfen erreichen. Auch das 9. Gebot spricht diesen, vor allem bei Architekten, grassierenden Autismus an. Besonders schön ist, dass Gerhard Matzig im 10. Gebot auch Schmuck und Schönheit anmahnt. Dinge, die beim heutigen Bauen besonders vermisst werden. Vielleicht schafft ja unsere Zeit den Sprung von glatten Lochfassaden zu einem modernen, prägenden Stil. Der letzte (Art Déco) liegt immerhin über 80 Jahre zurück. Es wäre viel gewonnen, wenn Eingänge, Fenster, Eckkanten, Sockelgeschosse und Stockwerke akzentuiert und profiliert würden und die Pest der schwarzen Dächer kombiniert mit kalt-weißen Fassaden endlich aufhörte. Äußerst stiefmütterlich behandelt wird auch alles, was um die Häuser und auf Straßen und Plätzen das Stadtbild mitbestimmt. Man denke nur an die öden Stahl-u. Maschendraht-Zäune, Geländer, Leuchten und sonstige "Stadtmöblierungen". Hans Kössler, München

Top-Gebot

Den zwölf Geboten zum Wohnungsbau kann ich vollkommen zustimmen. Aber vielleicht sollte das zwölfte Gebot noch ergänzt werden: "Künftige Bewohner beim Planen und beim Bauen einbeziehen." Andere, wenn auch kleinere Städte wie Freiburg oder Tübingen zeigen, wie man neu geplante Quartiere lebenswert und lebendig halten kann, wenn man nicht alles großen Bauträgern überlässt, sondern Flächen an in Baugruppen organisierte künftige Bewohner vergibt. Nebenbei entstehen dabei meist kostengünstigere Wohnungen in höherer Qualität und abwechslungsreicher und ansprechender Architektur. Dr. Klaus-Rainer Brintzinger, München

© SZ vom 08.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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