Wohnen:Statistik eines Streitobjekts

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Die Stadt geht den neuen Mietspiegel an, über dessen Methodik es regelmäßig Ärger gibt

Von Anna Hoben

Der Streit über den jüngsten Mietspiegel ist noch nicht beigelegt, da beginnen schon die Vorbereitungen für den nächsten. Ende Juli will die Stadt die Ausschreibung starten, die Auftragsvergabe ist für Oktober geplant, es zählt das wirtschaftlichste Angebot. In den vergangenen Jahren erhob das Münchner Marktforschungsinstitut Kantar TNS, ehemals TNS Infratest, die Daten für den Mietspiegel in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Statistik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU).

Der sogenannte qualifizierte Mietspiegel wird in München alle zwei Jahre neu erstellt. Das Instrument, das auch dem sozialen Frieden dienen soll, indem es Streitereien zwischen Vermieter und Mieter im Vorhinein unterbinden soll, ist ironischerweise seit Jahren ein Streitobjekt in der Landeshauptstadt. Im März hatte die Stadt den aktuellen Mietspiegel 2017 veröffentlicht; er weist eine Durchschnittskaltmiete von 11,23 Euro pro Quadratmeter aus. Der Haus- und Grundbesitzerverein erhob daraufhin schwere Vorwürfe gegen die Stadt. Schon 2015 hatte der Verein dem Sozialreferat Manipulation vorgeworfen und auf Herausgabe der Daten geklagt, mit denen die Stadt das Zahlenwerk des Mietspiegels erstellt. Nun wiederholte sich das Ganze, mit verschärftem Ton. Die Stadt wies alle Vorwürfe zurück.

Der Mietspiegel mache den Wohnungsmarkt transparent, heißt es auch in der aktuellen Vorlage zur erneuten Ausschreibung, über die der Sozialausschusses im Stadtrat am Donnerstag entscheiden wird. Er fungiere als Entscheidungshilfe für die Zivilgerichte anstelle eines aufwendigen und teuren Sachverständigengutachtens, er könne dabei helfen, überhöhte Mieten oder gar Mietwucher zu vermeiden, und er diene als Basis für die Mietpreisbremse. Letztere wird mittlerweile jedoch als Instrument gegen überteuerte Mieten als weitgehend wirkungslos betrachtet - zu viele Ausnahmen, zu viele Schlupflöcher gibt es für Vermieter.

Von Januar 2018 an sollen Mieter und Vermieter für den neuen Mietspiegel befragt werden. Zuvor sollen die Fragebögen aktualisiert werden. Hierzu können die Fraktionen im Stadtrat sowie Interessenverbände während der Ausschreibung noch Anregungen einbringen. Im März 2019 soll der neue Mietspiegel für München dann fertig sein. Das Sozialreferat rechnet damit, dass die Mieten für die etwa 500 000 frei finanzierten Wohnungen in der Stadt weiter steigen.

© SZ vom 20.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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