Wirtschaftspolitik:Münchner Gründerjahre

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Stadt beteiligt sich am "Werk 1" und will Start-Ups unterstützen

Von Dominik Hutter

München statt Unterföhring: Nach dem Umzug des Medien-Gründerzentrums ins Werksviertel am Ostbahnhof übernimmt die Stadt von der Umlandgemeinde nun auch deren Unternehmensanteile. Der Wirtschaftsausschuss im Rathaus hat am Dienstag einstimmig beschlossen, das Zehn-Prozent-Paket zu kaufen. Zwar liegt die Investition mit 15 000 Euro in einer überschaubaren Größenordnung. Wirtschaftsbürgermeister Josef Schmid (CSU) sieht die Beteiligung am "Werk 1" an der Grafinger Straße jedoch als wichtigen strategischen Baustein der Wirtschaftspolitik. Die Unterstützung von Start-up-Unternehmen, vor allem denen in Zukunftstechnologien, sei eine kommunale Kernaufgabe.

In den etwa 3000 Quadratmeter großen Räumen des "Werks 1" sind aktuell 31 Firmen untergebracht. Sie entwickeln unter anderem Computerspiele, Verschlüsselungstechnologie, neue Anwendungen für den Internet-Handel und diverse andere digitale Dienstleistungen wie etwa die automatisierte Nachbestellung von Druckerpatronen bei Bedarf. Dazu kommen Räume für gemeinsame Veranstaltungen und individuelle Beratung für Firmengründer.

Das "Werk 1" finanziert sich mit staatlichen Zuschüssen, über Sponsoren und aus den Mieteinnahmen. Das Unternehmen ist einer der Hauptnutznießer der bayerischen Digitalisierungsoffensive, für die Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) 500 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Der Freistaat hält zudem 26 Prozent der Anteile am "Werk 1". Der Rest verteilt sich künftig auf Stadt und Landkreis München (jeweils zehn Prozent), die Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg (fünf Prozent) sowie die Bayerische Landeszentrale für neue Medien und diverse private Medienunternehmen, darunter auch die ProSieben-Sat1-Medien GmbH.

Das Gründerzentrum wurde 1999 auf Initiative des damaligen Wirtschaftsministers Otto Wiesheu (CSU) und des Medienunternehmers Leo Kirch in Unterföhring gegründet - in unmittelbarer Nähe der dortigen Fernsehsender. Nach einer Krisenphase, ausgelöst unter anderem durch die Insolvenz der Kirch-Gruppe, stiegen die damaligen Gesellschafter ZDF und Bayerischer Rundfunk aus. Im Frühjahr 2014 zog das Zentrum aus Unterföhring nach München um - auf Wunsch der Start-up-Unternehmer, denen urbanes Flair wichtiger ist als die Nähe zu den Medienzentralen.

Schmid kündigte am Dienstag weitere Investitionen in die Gründerszene an. Im Herbst soll eine Münchner Internet-Plattform für innovative Start-ups starten. Das 2008 eröffnete Technologiezentrum MTZ in Moosach, in dem 100 Unternehmen in ihrer Gründungsphase untergekommen sind, wächst in den kommenden Jahren von 8600 auf 10 000 Quadratmeter Fläche an. "Wir haben in München eine höchst erfolgreiche Gründerszene", schwärmt CSU-Stadtrat Manuel Pretzl. Sie sei deutlich erfolgreicher als die Konkurrenz in Berlin.

© SZ vom 24.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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