Wirtschaft:Angst vor dem zweiten Quartal

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Die Handwerkskammer rechnet wegen der Corona-Krise mit einem drastischem Konjunktureinbruch

Die Corona-Krise würgt den Konjunkturaufschwung im Handwerk jäh ab. Nach sechs Jahren kräftiger Umsatzzuwächse von knapp 30 Prozent "müssen wir mit einem drastischen Einbruch rechnen", sagte Franz Xaver Peteranderl, Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern, am Dienstag bei der Vorstellung der Bilanz für das erste Quartal 2020. Er geht davon aus, dass die Zahl der Beschäftigten in diesem Jahr um 0,5 Prozent abnehmen und es mehr Insolvenzen geben wird. Viele Betriebe litten unter der zwangsweisen Schließung und stockendem Materialnachschub, dazu würden Aufträge storniert und Mitarbeiter fehlen, die Kinder betreuen müssten.

Die Zahlen für das erste Quartal fallen noch vergleichsweise gut aus. Die Baubranche, begünstigt von einem milden Winter, läuft weiter auf Touren, weshalb der Gesamtumsatz im oberbayerischen Handwerk im Vergleich zum Vorjahr nur um zwei Prozent auf 8,6 Milliarden Euro zurückging. Allerdings sind da die Monate Januar und Februar eingerechnet, als die Krise noch nicht voll durchschlug. Mit dem Shutdown von März an änderte sich das Bild: Vor allem verbrauchernahe Dienstleister wie Friseure und Optiker traf es, und im zweiten Quartal rechnet die Kammer mit einem Einbruch bei den Industriezulieferern und im Kfz-Handwerk. Die Prognose sieht für ganz Bayern düster aus: ein Umsatzminus von fünf Prozent. In einer Umfrage gaben 47 Prozent der Firmen an, dass sie mit einer Verschlechterung ihrer Lage rechnen. Das Handwerk in München und Oberbayern beschäftigt rund 308 000 Menschen.

Auch wenn noch keine konkreten Zahlen zu Insolvenzen und Kurzarbeit vorliegen: Dass auch das Handwerk von Pleiten betroffen sein wird, da ist sich Peteranderl sicher. "Sind die Reserven und die staatlichen Soforthilfen verbraucht, werden wir eine zweite Welle der Krise erleben." Um die Folgen abzumildern, müsse die Politik sofort handeln. In einem Brief an die Stadt München appellierte er, geplante Projekte anzugehen, Aufträge rasch zu vergeben und Grund- und Gewerbesteuer abzusenken.

© SZ vom 30.04.2020 / chro - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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