Wiesn von A bis Z:N wie Neues und Nostalgisches

Lesezeit: 4 min

Während neue Fahrgeschäfte mit innovativer Technik werben, gehören nostalgische Schaustellerbetriebe seit Jahrzehnten zur Wiesn.

Neu: Mit dem "Rocket" geht es nach oben. Der überdimensionale Kettenflieger buxiert seine Fahrgäste 55 Meter über die Erde, wo sie sich in einem Radius von 32 Metern mit rund 60 km/h drehen werden. Nur sechs Passagiere steigen gleichzeitig in Raketengondeln nach oben. Der Kick: Ganz oben überschlagen sich plötzlich die einzelnen Gondeln. Im "Alpenrausch" müssen die Gäste durch Lasertunnel, Wasserspiele und über eine Toboggan-Rutsche, alles in alpenländischer Optik: Der Bergbach rauscht, der Hirsch röhrt und der Boden ist wackelig. Im "Amazonas", einem weiteren Laufgeschäft können Unerschrockene über einen Hindernisparcour an exotischen Spinnen, fleischfressenden Piranhas und lebenden Schlagen und Reptilien vorbei laufen.

Eine Fahrt am Kettenkarussell darf bei keinem Wiesn-Besuch fehlen. (Foto: Foto: dpa)

Mit der "Metzgerstub'n" meldet sich der Münchner Traditionsbetrieb Vinzenzmurr wieder zurück auf der Wiesn. Auf der Speisekarte stehen allerlei Fleischgerichte nach bayerischer Art, zubreitet nach Familienrezept: Original Münchener Weißwürste, Hackepeter, Tatar oder frischen Krustenbraten.

Ein lachendes Schweinderl sitzt auf der neuen Imbissbude "Zum Spanferkel" von Josef Able und lädt zu saftigen Spanferkelsemmeln und anderen deftigen Spezialitäten vom Spanferkel mit g'schmackigen Beilagen ein.

Das Winzerer Fähndl tritt zur Jubiläumswiesn mit einem komplett neuen Festzelt auf. An der Front- und Rückseite wird es großzügige Verglasungen geben, die für eine freundliche Atmosphäre sorgen. Fluchtwege und Toilettenanlagen wurden optimiert, gehbehinderte Gäste erhalten eine eigene Boxe unter dem Westbalkon. Als erstes Festzelt erhält das Fähndl eine zentrale Bierversorgung durch eine unterirdische Ringleitung.

Das Augustinerzelt bekommt seinen Turm wieder. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde dieses Wahrzeichen des Festzeltes nicht mehr mitaufgebaut. Zum 200. Jubiläum kommt der 25 Meter hohe Turm mit einer Grundfläche von 6 x 6 Metern wieder zurück an seinen Platz. Im ersten Stock des Turmes wird sich ein Lager für Holzbierfässer befinden, die über einen Aufzug an der Fassade des Turms für alle sichtbar nach unten transportiert werden können.

Nostalgisches: Altbayrisches Scherbenschießen: Schießen auf Ton kommt von Mary Schröder, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine Schießbude baute und diese auf der ersten Wiesn nach dem Krieg instand setzte. 1965 wurde die Schießbude TÜV-gerecht modernisiert, ohne dabei den Grundbau anzutasten. Heute führt die Enkelin Ursula-Josy Steinker das Familiengeschäft weiter. Geschossen wird in der Wurfbude mit original Tonröhrchen und -töpfchen, den sogenannten Scherben.

Flohzirkus: Der Flohzirkus der Familie Mathes ist schon seit über 50 Jahren eine Attraktion auf der Wiesn. Der Besitzer, Peter Georg Mathes, kommt aus einer alten Schausteller-Dynastie, die seit 150 Jahren einen Flohzirkus betreibt.

Hexenschaukel: Die Illusionsschaukel ist eine der ältesten Jahrmarktillusionen. Bei dieser Art von Täuschung wird der Gleichgewichtssinn gestört, indem der Raum von außen um die Schaukelachse gedreht wird. Die Schaukel wurde 1894 nach einer amerikanischen Idee in Deutschland eingeführt. Der Betrieb liegt an der Schaustellerstraße vor der Augustiner Festhalle.

Pemperlprater: Das älteste Karussell der Welt mit Ringelstechen feiert dieses Jahr seine Premiere auf dem Oktoberfest. Das Karussell stammt aus der Biedermeierzeit und wurde 1829 fertiggestellt. Der Passauer Schuhmacher Engelbert Zirnkilton schnitzte 16 Rösser und fertigte ein Bodenkarusell. Damals noch mit Muskelkraft gedreht, wurde das Fahrgeschäft von 1926 an elektrisch betrieben. Der Clou am Karusell ist die Ringelstech-Vorrichtung: Beim Ringelritt sind die außen sitzenden Reiter mit einem Lederriemen fest angegurtet und versuchen mit einem Stecher in der Hand einen goldenen Ring aus einem Fischkopf aufzuspießen. Der Sieger aus diesem Wettkampf bekommt eine Freifahrt spendiert. Der Betrieb befindet sich an Straße 1 zur Ecke Straße 1A.

Toboggan: Der Toboggan ist eine riesige Turmrutschbahn. Seit 1933 steht die mehr als 70 Jahre alte Riesenrutsche jedes Jahr auf dem Oktoberfest. Ein ständig laufendes Förderband transportiert die Gäste nach oben, danach geht's zum Rutschen wieder nach unten. Der Betrieb liegt am Eingang zur Matthias-Pschorr-Straße.

Riesenrad: Das Riesenrad auf der Wiesn ist ein Nachfolger der Russenräder, die im 17. und 18. Jahrhundert in Russland, der Türkei und anderen orientalischen Ländern sehr beliebt waren. Das 50 Meter hohe Exemplar auf der Theresienwiese wurde 1979 gebaut und bietet den Besuchern einen Blick über das Oktoberfest aus der Vogelperspektive. Der Betrieb liegt an Straße 5 zur Ecke Schaustellerstraße.

Revue der Illusionen: In ihrer Schaubühne zeigt Gaby Reutlinger einige der klassischen Illusionsnummern, wie "Die Frau ohne Unterleib", "Die Frau ohne Kopf", "Die schwebende Jungfrau" und "Der sprechende Kopf". Dieses Illusionstheater gehört zu den letzten seiner Art in Europa. Der Betrieb liegt an der Schaustellerstraße gegenüber des Löwenbräu-Festzelts.

Russenrad: Das kleine Riesenrad mit der alten Noten-Konzertorgel wurde 1925 erstmals in Betrieb genommen. Bis 1960 galt es mit zwölf Gondeln und einer Höhe von 14 Metern als das größte transportable Riesenrad Süddeutschlands. Der Betrieb liegt an der Schaustellerstraße, gegenüber der Augustiner-Festhalle.

Teufelsrad: Das Teufelsrad ist ein Geschicklichkeitsspiel, bei dem eine Gruppe von Leuten auf einem sich immer wieder drehenden Rad sitzt und versucht nicht herunterzufallen. Zusätzlich bewirft ein Recommandeur dabei die Personen mit Schaumstoffbällen, während er sich über sie lustig macht. Der Betrieb liegt an der Schaustellerstraße vor der Pschorr-Festhalle "Bräurosl".

Schichtl: Seit 1869 schon stellt Johann Schichtls "Original-Zauber-Spezialitäten-Theater" Kuriositäten des Wiesn-Varietés zur Schau, wie etwa die Enthauptung einer lebendigen Person mit einer Guillotine. Der Betrieb liegt an der Schaustellerstraße gegenüber der Spatenbräu-Festhalle "Ochsenbraterei".

Irrgarten: Die transportablen Unternehmen sind seit den 1890er Jahren auf der Wiesn belegt. Der Betrieb liegt an Straße 2 vor der Spatenbräu-Festhalle "Ochsenbraterei".

Wellenflieger Circus Welt: Das Kettenkarussell auf dem Münchner Oktoberfest erfreut vor allem Kinder und Senioren, weil die Drehgeschwindigkeit während der Fahrt nur langsam zunimmt. Der Betrieb befindet sich an der Ecke Straße 3/Ost zur Schaustellerstraße.

Krinoline: Die nostalgische Fahrt mit der Krinoline erinnert an längst vergangene Zeiten. Das Karussell wurde im 19. Jahrhundert gebaut, seit 1924 dreht es sich in langsamen Tempo auf dem Oktoberfest, eine Besonderheit: Dort spielt die Krinoline-Blasmusik. Der Betrieb befindet sich an der Ecke Straße 2/Ost zur Schaustellerstraße.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: