Weihnachtsmarkt:Großes Geschäft mit kleinen Engerl

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Glühwein und Bratwürste: Der Christkindlmarkt ist ein Tourismusmagnet - die Stände auf dem Marienplatz und drum herum stehen schon.

Christina Warta

Dunkel, verschlossen, fast abweisend stehen die Holzhütten auf dem Marienplatz. An einem der Häuschen lehnt der Leuchtschriftzug für den Kripperlmarkt: unscheinbar, ein bisschen grau und zerlegt in zwei Teile. Drei Stände weiter hat einer Leuchtsterne übereinandergeschlichtet, die schon bald hellleuchtend über den Marktgassen schweben werden. Und hinten, am Rindermarkt, ist die überdimensionale Weihnachtspyramide im Erzgebirge-Stil bereits errichtet. Die Aufbauarbeiten für den Christkindlmarkt auf dem Marienplatz sind in diesen Tagen in vollem Gange - denn in genau einer Woche, am kommenden Freitag, wird der Traditionsmarkt eröffnet.

Der Christkindlmarkt am marienplatz ist der größte Weihnachtsmarkt der Stadt. (Foto: Foto:)

"Wir bezeichnen ihn als das Original", sagt Tourismuschefin Gabriele Weishäupl, schließlich gebe es in München nicht nur den Weihnachtsmarkt auf dem Marienplatz, sondern in der Adventszeit auch noch an die 20 andere Märkte: zum Beispiel das bunte Winter-Tollwood, die beschaulicheren Märkte in Haidhausen, Schwabing und Neuhausen, am Chinesischen Turm und am Sendlinger Tor oder den schwulen Christkindlmarkt "Pink Christmas" am Stephansplatz.

Der Christkindlmarkt im Zentrum ist jedoch der größte Weihnachtsmarkt der Stadt: Auf 22.000 Quadratmetern rund um das Rathaus und am Rindermarkt werden an 164 Ständen Christbaumkugeln und Lametta, Glühwein und Bratwürste, Blechspielzeug, Holzschnitzereien und Krippenfiguren verkauft.

Nostalgiegasse

Seit dem 14. Jahrhundert gibt es den Christkindlmarkt, im Olympiajahr 1972 zog er vom Hochbunker in der Blumenstraße auf den Marienplatz. Doch erst in den vergangenen Jahren hat er sich zu einem Touristenmagneten gemausert. Rund drei Millionen Besucher werden auch in diesem Jahr wieder über den Markt flanieren, am Ende werden sie voraussichtlich zwischen 170 und 180 Millionen Euro ausgegeben haben. "Vor einigen Jahren noch war der Dezember, touristisch gesehen, unser schlechtester Monat", sagt Gabriele Weishäupl.

Der Trend zu Städte- und Shoppingreisen sowie zu "romantic germany"-Reisen, wie die Tourismuschefin sie nennt, hat diese Statistik jedoch auf den Kopf gestellt: "Der Dezember hat sich zu einem unserer stärksten touristischen Monate entwickelt", sagt sie - mit 750000 Übernachtungen. Lediglich die Besucher aus den Vereinigten Staaten seien seltener geworden. "Aber dieser Rückgang hat schon im Sommer begonnen", sagt Weishäupl.

Um die Attraktivität des Christkindlmarktes zu erhöhen und so der Finanzkrise zu trotzen, hat Marktmeisterin Claudia Bauer erstmals in diesem Jahr eine Nostalgiegasse ersonnen und eingerichtet. "Wir haben beim Stadtgründungsfest gemerkt, dass Dinge aus der guten, alten Zeit bei den Leuten toll ankommen", sagt sie. Also kann man künftig hinter dem Rathaus bei Antiquitätenständen stöbern, selbstgemachte Marmelade kaufen und hausgemachten Punsch schlürfen. Erstmals wird dort auch der Münchner Holzbildhauer Georg Wilczek vorführen, wie er aus einem dicken Lindenholzblock fragile Blumenskulpturen schnitzt.

Stabile Getränkepreise

Und, anders als beim Oktoberfest, bleiben diesmal am Weihnachtsmarkt die Getränkepreise stabil. Drei Euro soll die Tasse Glühwein kosten, "das ist genauso viel wie im Vorjahr", sagt Wilhelm Bullinger, der einen der Glühweinstände betreibt. Bullinger und seine Kollegen hoffen auf trockenes Wetter um die null Grad. "Das ist für alle gut: für die Getränke und Essensstandl, aber auch für die Warenstände", sagt Glühwein-Kollege Erich Hochreiter. Schneefall können die Marktkaufleute allenfalls in der Nacht gebrauchen, "zur Verschönerung der Optik", wie Kaufmann Norbert Lange sagt.

Zu große Kälte oder gar Regen dagegen wäre dem Geschäft abträglich. "Wenn die Leute einen Regenschirm in der Hand halten müssen, haben sie keine Hand mehr frei, um noch etwas zu kaufen", sagt Bullinger. Vor einem Umsatzrückgang fürchten sich die Kaufleute jedenfalls nicht. "Wir sind da optimistisch", sagt Josef Rohrer, am Marienplatz vertreten mit einem Engerl-Stand. Nachdem der Einzelhandel zuletzt vermeldet hat, dass die Menschen einkaufen wie eh und je, glauben auch die Standinhaber an ein reges Weihnachtsgeschäft.

Bewährt hat sich außerdem der Kripperlmarkt am Rindermarkt, "der sich laut Weishäupl "zum After-work-Treff entwickelt hat". Außerdem gibt es auch 2008 internationale Stände: Im Prunkhof des Rathauses zeigt die Partnerstadt Verona typisch italienische Weihnachtswaren, aus Bethlehem stammen Christbaumdekorationen und weihnachtliche Schnitzarbeiten aus Olivenholz. Das Musikprogramm auf dem Rathausbalkon beginnt täglich um 17.30 Uhr.

© SZ vom 21.11.2008/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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