Weihnachts-Macher:Im Glanz des Christbaums

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(Foto: Stefanie Preuin)

Pfarrer Andreas Spöttl feiert Heiligabend mit Jugendlichen

Von milena Fritzsche

An die Kleiderordnung muss er keinen Gedanken verschwenden: Am Weihnachtstag wird Andreas Spöttl () seinen recht bequemen Pullover ablegen, den er über dem Priesterkragen, dem Kollar, trägt, und ein weites Obergewand, die sogenannte Kasel, überwerfen. Dabei wird der Pfarrer in der Sakristei der Jugendkirche an der Preysingstraße nach der Variante in Weiß greifen, weil es die liturgische Farbenlehre eben so vorsieht. Dass er an einem Tag, an dem die meisten Menschen frei haben, arbeiten muss, stört Spöttl nicht, ganz im Gegenteil: "Ich feiere einen Gottesdienst vor allem, um meine persönliche Beziehung zu Gott zu pflegen." Vor sechs Jahren, 2011, ist der heute 34-Jährige zum Priester geweiht worden. Es gibt in Deutschland nicht viele junge Männer, die diesen Weg einschlagen wollen. Für Spöttl allerdings, der schon in seiner Kindheit als Ministrant Gottesdienste begleitete, habe es sich so gefügt, sagt er rückblickend.

Die Weihnachtspredigt, die er nun vor der Katholischen Jungen Gemeinde halten wird, will er vorher nicht ausformulieren. Nur das Thema stehe schon fest, verrät Andreas Spöttl: Das "Fest der Liebe" soll im Mittelpunkt stehen. "In den Familien ist nicht immer heile Welt", ist sich Spöttl bewusst. Die Frage sei dann, "warum wir uns diesen Stress antun und alle gleichzeitig ein Familienfest feiern." Andererseits "kann es schnell passieren, dass Weihnachten zu etwas Kitschigem wird", weiß Spöttl. Er will deshalb die ursprüngliche Weihnachtsbotschaft ins Zentrum rücken: "Wir feiern, dass Gott in Jesus Christus, seinem Sohn, Mensch wird und erfahren die Liebe Gottes." Das gelte für alle Menschen, gerade "für den, der am meisten ausgeschlossen ist von der Gesellschaft", sagt Spöttl. Auf die Krippenspiel-Romantik des Lukas-Evangeliums will er dabei verzichten und hat für seine Zuhörer - vor allem Jugendliche und junge Erwachsene - den abstrakteren Text von Johannes ausgewählt. Viele Bibel-Zitate hat Spöttl im Kopf. Nur manchmal fällt auch ihm, dem studierten Theologen, nicht die zugehörige Passage ein. Statt mühsamen Blättern hilft dann die Suchmaschine im Internet, gesteht er.

Etwas fürs Gemüt darf es dann doch geben zum Weihnachtsfest: Andreas Spöttl freut sich auf den Moment, wenn die Lichter in der Kirche ausgehen werden, allein der Christbaum den Saal erleuchtet und alle gemeinsam "Stille Nacht, Heilige Nacht" singen. Nur auf Weihrauch verzichtet er in seinem Gottesdienst - auch aus praktischen Gründen. Denn davor müsste Spöttl erst die Brandmeldeanlage ausschalten.

© SZ vom 22.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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