Wasserrohrbruch:Der Krater von Ramersdorf

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Das Wasser hatte den Untergrund des Asphalts unterspült - dann gab er nach. (Foto: Robert Haas)

Weil ein unterirdisches Wasserrohr bricht, sackt plötzlich ein Teil der Balanstraße weg. Dort klafft nun ein bis zu sieben Meter großes Loch. Verletzt wird niemand, doch im Münchner Osten kommt es zeitweilig zu einem Verkehrschaos. Das weckt unschöne Erinnerungen

Von Wiebke Harms und Inga Rahmsdorf, München

Mitten auf der Straße klafft ein etwa sechs bis sieben Meter breiter und bis zu eineinhalb Meter tiefer Krater im Boden. Mit einem Bagger schaufeln Mitarbeiter der Stadtwerke Asphaltbrocken, Steine und Sand zur Seite. Ein Kehrwagen zieht seine Kreise auf der abgesperrten Kreuzung. Mit Schläuchen pumpt die Feuerwehr Wasser aus einem Keller. Hinter den Absperrbändern stehen Passanten und beobachten das Geschehen rund um den Krater, der am Donnerstagmorgen an der Grenze zwischen Ramersdorf und Giesing entstanden ist.

Gegen fünf Uhr morgens wurde in der Balanstraße, Ecke Wilramstraße ein Rohrbruch entdeckt. Das Wasser hatte den Gehweg und eine Fahrbahn unterspült, sodass die Asphaltdecke einbrach. Verletzt wurde niemand. Die Wassermassen schossen in einer Fontäne auf die Straße, fluteten zwei Tiefgaragen und den Keller eines Gebäudes. Die Feuerwehr war mit bis zu 32 Mann im Einsatz, um die Wassermassen abzupumpen. Etwa eine Stunde dauerte es, bis die Stadtwerke München (SWM) das 40 Zentimeter dicke Rohr abgesperrt hatten, das in etwa zwei Metern Tiefe im Boden verlegt ist. In vier Gebäuden wurde vorübergehend die Trinkwasserversorgung abgestellt, Autos steckten im Stau fest.

Wie es zu dem Wasserrohrbruch gekommen ist, sei noch unklar, teilte SWM-Sprecher Christian Miehling mit. 3200 Kilometer Leitungsnetz verliefen durch die Stadt, da könne es durchaus auch mal zu einem Defekt an einem Rohr kommen. Das kaputte Stück soll nun in einem Labor untersucht werden. Auch zu dem entstandenen Schaden wurden am Donnerstag noch keine Aussagen gemacht. Ein Gutachter sei beauftragt worden, sagte Miehling.

Am Vormittag glänzt der Asphalt rund um den Krater noch feucht und matschig, später trocknet die Sonne den ausgespülten Sand und der Wind weht den Staub durch die Luft. Passanten drehen ihre Gesichter aus dem Wind, schützen ihre Augen mit den Händen. Ein Mann geht mit seinem Hund spazieren. An der Bordsteinkante auf der gegenüberliegenden Straßenseite stockt er. "Das hier ist auch abgesackt", sagt er. Zwischen Pflasterkante und Radweg hat sich ein Spalt aufgetan, der Radweg neigt sich leicht zur Seite.

Die Polizei hat die Kreuzung Balanstraße und Wilramstraße am Vormittag für Fahrzeuge weiträumig gesperrt, der Metrobus 54 und der Stadtbus 145 wurden umgeleitet, im Osten der Stadt kam es durch die Absperrungen zu Verkehrsstaus. Bis der Krater mit neuem Material aufgefüllt und verfestigt sowie die Asphaltschicht wieder hergestellt ist, wird es laut SWM etwa drei bis vier Tage dauern. In dieser Zeit wird der Stadtbus 145 die beiden Haltestellen Thomasiusplatz und Klagenfurter Straße in beide Richtungen nicht anfahren, teilt ein Sprecher der MVG mit. Der Metrobus 54 verkehrte nach einigen Stunden wieder regulär. Die Balanstraße bleibt vorerst zwischen der Chiemgau- und der Werinherstraße für Fahrzeuge gesperrt

Einbrüche ins Erdreich sind in München immer mal wieder vorgekommen. Bei einem Wasserrohrbruch im Januar 2012 war in der Sonnenstraße ein Krater entstanden, es traten fünf Millionen Liter Wasser aus. 2009 klaffte im Westpark vor einem Kinderspielplatz plötzlich ein Loch, das unter der Erde Ausmaße von dreimal vier Meter hatte. Es wurde untersucht, eine Unterspülung als Ursache jedoch ausgeschlossen. Vier Monate wurde das Gebiet großräumig abgeriegelt, der Untergrund verfestigt, Gitter in die Erde eingezogen. 2003 stürzte in Trudering eine Frau in einen Krater auf dem Radweg und versank darin, konnte sich aber aus eigenen Kräften wieder befreien. Durch einen Rohrbruch war der Untergrund abgesackt. Der wohl schlimmste Vorfall ereignete sich im September 1994, als ein Bus in ein etwa zehn Meter tiefes Loch am Truderinger Bahnhof einbrach und drei Menschen starben. Entstanden war der Krater allerdings nicht durch einen Wasserrohrbruch, sondern durch den U-Bahnbau, bei dem Grundwasser durch Risse getreten war.

© SZ vom 17.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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