Waffen und Fotos bei Arzt entdeckt:Gynäkologe hortet Intimbilder von Patientinnen

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Die Polizei entdeckte bei ihm 700 Waffen - doch nun könnte sich der Münchner Arzt noch wegen anderer Straftaten verantworten müssen: In einem Versteck fanden die Beamten massenweise Fotos und Filme mit Intimaufnahmen seiner Patientinnen.

Susi Wimmer

Der Münchner Gynäkologe, bei dem die Polizei jüngst mehr als 700 Waffen samt Munition gefunden hat, wird sich eventuell auch noch wegen anderer Straftaten verantworten müssen: In dem geheimen Praxisraum, in dem der Arzt seine Lieblingsgewehre versteckt hatte, entdeckten die Beamten auch massenweise Fotos, Filme und Dias mit Intimaufnahmen seiner Patientinnen.

Die Staatsanwaltschaft wollte sich zu dem Fund noch nicht näher äußern. "Wir müssen das ganze Material sichten und prüfen, ob die Aufnahmen tatsächlich den Behandlungszwecken dienten", sagte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch. Sollte dem nicht so sein, werde die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen ausdehnen und auch Patientinnen befragen.

Der 66-jährige Frauenarzt war ins Visier der Ermittler geraten, weil sich Angestellte seiner Praxis an die Aufsichtsbehörde bei der Regierung von Oberbayern gewandt hatten. Sie meldeten "seltsame Behandlungsmethoden", unter anderem auch einen nicht genehmigten Schwangerschaftsabbruch, bei dem der Arzt die Daten der Patientin gefälscht haben soll. Die Kontrolleure allerdings stießen bei der Durchsuchung auf einen regelrechten Waffenbunker, für lediglich 259 der insgesamt 700 Waffen besaß der Arzt die entsprechende Genehmigung. Kurz nach der Durchsuchung erschien der Mann mit seinem Anwalt bei der Polizei und erzählte von seinem geheimen Waffenversteck in der Praxis.

Neben MPs, Pistolen, Gewehren und Revolvern fanden die Beamten das Film- und Fotomaterial. Ob die Frauen wussten, dass sie beispielsweise bei der Behandlung gefilmt wurden und dass der Arzt das Material aufhebt, ist noch nicht geklärt. Die Bilder jedenfalls legte der Gynäkologe nicht etwa wie üblich in die Patientenakte, sondern sammelte sie in seinem Versteck, in dem auch die Waffen lagerten.

Die Polizei prüft nun, ob der Gynäkologe wegen sexueller Beleidigung oder Anfertigens von pornografischem Material angezeigt wird. Nach Informationen der SZ sollen unter den fotografierten oder gefilmten Patientinnen auch Minderjährige gewesen sein. Der Mediziner jedenfalls hat nach der Durchsuchung seine Praxis dichtgemacht und seine ärztliche Zulassung zurückgegeben.

© SZ vom 03.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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