Vorschlag-Hammer:Schönheit des Verpassten

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Häufig ist es so, dass mir trotz aller guten Vorsätze und exakter Planung die Zeit nicht reicht, um all die tollen Ausstellungen in Bayern anzusehen, die ich mir vorgenommen habe zu besichtigen. Meistens entschuldige ich mich dann vor mir selbst mit der begrenzten Laufzeit der jeweiligen Schau

Von Sabine Reithmaier

Manchmal hadere ich schon sehr mit mir. Ich verstehe es einfach nicht, warum mir trotz aller guten Vorsätze und exakter Planung die Zeit nicht reicht, um all die tollen Ausstellungen in Bayern anzusehen, die ich mir vorgenommen habe zu besichtigen. Meistens entschuldige ich mich dann vor mir selbst mit der begrenzten Laufzeit der jeweiligen Schau. Blöd ist es trotzdem.

Die Ausstellung von Cornelius Völker im Kunstverein Rosenheim hätte ich zum Beispiel gern gesehen. Malt doch der in Kronach geborene und in Düsseldorf lebende Künstler schon seit seinem Studium bei Dieter Krieg alltägliche Gegenstände in ungewöhnlichen Formaten und Farben: Zeitungspapier, Feuerzeug, Handtuch, Butterbrot, Teebeutel, Handtasche, abgebrannte Kerze - es gibt kaum Dinge, derer sich Völker nicht mit enormem malerischen Aufwand annimmt. Für die Rosenheimer Ausstellung hat Völker mit Asche - Wolken - Blüten schwer greifbare Motive in den Vordergrund gerückt. Wäre interessant zu sehen, was er mit diesen eher flüchtigen Themen anstellt (bis 30. Juli, geöffnet Do., Fr., Sa., 14 bis 17.30 Uhr, So., 11 bis 17.30 Uhr, Kunstverein Rosenheim, Klepperstraße 9).

Die Entschuldigung mit der Laufzeit klappt leider überhaupt nicht bei der Galerie Angermeier, deren Ausstellung bis 4. November läuft. What are they doing in there?? lautet der Titel. Weil ich noch nie dort war, habe ich natürlich keine Ahnung, was die da drinnen machen. Aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass sich ein Besuch lohnt, weil die Kollegen, die in den vergangenen Jahren den Kirchmoarhof besuchten, immer sehr angetan waren von der Eigenwilligkeit der noch jungen Galerie.

Eigentlich suchte der Galerist Tom Angermeier 2013 nur nach einem Schuppen für ein Möbeldepot. Als ihm in Winden bei Haag einer angeboten wurde, stellte er bei der Besichtigung fest, dass der ganze Hof leer stand und mietete ihn kurzerhand. Seither macht er dort alljährlich eine Ausstellung und bespielt das ganze Haus, heuer mit Skulpturen, Zeichnungen und Installationen von Clemens Weiss (New York), Josef Lang, Gerd Paulicke (Basel), Ivana Barták (Prag), Ackstaller und Schweikl, Peter Rappl, Thomas Hans, Eva Zenetti und das Künstler-Trio Melina Hennicker, Andreas Woller und Michael Schmidt. Die Exponate inszeniert er in einer häuslichen Szenerie, für die der Bühnenbildner und Stylist Martin Kinzlmaier verantwortlich zeichnet.

Vielleicht schaffe ich den Besuch noch. Aber Achtung: Die Öffnungszeiten sind auch eigenwillig. Daher vorher anrufen oder auf der Homepage nachschauen (Dorfstraße 14, Winden bei Haag, Telefon 01 79/479 06 36, www.galerie-angermeier.de).

© SZ vom 21.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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