Vorschlag-Hammer:Schauspielersänger

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Mit vier Nennungen ist Austrofred der Rekordhalter in meiner eigenen Vorschlag-Hammer-Statistik. Diesmal kam er mir aber gar nicht wegen der "Austrofred Academy" am 30. November im Lustspielhaus in den Sinn. Sondern wegen eines Liedes

Kolumne von Michael Zirnstein

Glückwunsch, Austrofred! Mit vier Nennungen ist er hiermit Rekordhalter in meiner eigenen Vorschlag-Hammer-Statistik. Diesmal kam mir "das widerstandsfähigste Pop-Chamäleon in der kulturellen Wüste Österreichs" (Eigenlob) aber gar nicht wegen der "Austrofred Academy" am 30. November im Lustspielhaus in den Sinn. Sondern wegen eines Liedes, dass der charmante Franz "Austrofred" Wenzl mit seiner Nebenerwerbs-Band Kreisky eingesungen hat: "Scheiße, Schauspieler". Ich möchte keineswegs die Mimen, die die Welt bedeuten, miesmachen. Auch der lärmende Song erweist diesen Nervtötern ("Und dann hören wie legeres Gebrüll . . .") schlussendlich Respekt. Der Song passt aber schon deshalb zu dieser Kulturwoche, weil im Video dazu etliche österreichische Bühnengiganten wie Michael Ostrowski, Hosea Ratschiller und Birgit Minichmayer darin bei einem Casting als Rock-Musiker vorspielen. Und dann die Zeile: "Weg von den Schauspielern geh'n wir zu den Musikern, wo Musik ist, lass dich nieder, da ist meistens auch Bier."

Derlei denken sich eben auch die Schauspieler selbst, weswegen es viele irgendwann vom Brot- zum Bier-Beruf zieht: Knuffel-Puffel Matthias Schweighöfer zum Beispiel darf, wenn es nach seinen weiblichen Fans geht, eh alles machen, warum also nicht ein niedliches Musikalbum namens "Lachen Weinen Tanzen"? Zumal, so steht es geschrieben, fast ein Ennio Morricone an ihm verloren gegangen ist: "Er sucht seit jeher die Musik für seine Filme selbst aus oder bringt sich bei der Komposition der Scores mit ein." Na bravo, jetzt singt er also auch noch: am 30. November in der Philharmonie. Am selben Abend spielt Klaas Heufer-Umlauf - ohne Joko zwar, aber mit Mark Tavassol von Wir sind Helden - mit seiner Band Gloria in der Muffathalle. Nun ist er zwar streng genommen kein Schauspieler, aber so reflektiert zu begreifen, dass er in seinem "Halligalli"-TV-Moderatorenjob nur eine Rolle spielt. Ein ernster Schauspieler ist dagegen Michaele Cuciuffio, der wieder im Residenztheater seinen Paolo-Conte-Liederabend "Michele singt, Paolo Conte nicht" aufführt (2. Dezember). Kann man bei Marius Müller-Westernhagen (18. Dezember, Olympiahalle) nicht genau sagen, was er zuerst ist, Schauspieler oder Musiker, kann man dies bei Little Steven noch weniger: Er verkörperte etwa den Stripclub-Boss Silvio Dante in der Mafia-Serie "Die Sopranos", als Musiker spielt er Gitarre bei Bruce Springsteen. Momentan hat Steven Van Zandt wieder Lust auf seine Band Disciples of Soul und legt am 3. Dezember in der Muffathalle sein berühmtes Piratentuch an.

Noch so ein Pirat wirft seinen großen Schatten voraus: Zum 30. Geburtstag von Tollwood kommt nächsten Sommer mit seiner Band Hollywood Vampires - inklusive Alice Cooper und Joe Aerosmith Perry - Johnny Depp nach München (27. Juni), der bekanntlich als Film-Freibeuter Jack Sparrow eine Hommage an den Rolling-Stones-Haudegen Keith Richards gibt. Wer diese Klasse erreichen will, sollte vielleicht doch die "Austrofred Academy" besuchen, wo der Coach unter anderem die Themen "Voice, Motivation, Bodywork, Mentality und Sex" behandelt.

© SZ vom 30.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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