Vorentscheidung:Nett lächeln reicht nicht

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Wer Bierkönigin werden will, muss Weltgewandtheit zeigen

Von Laura Kaufmann

Als der Name der letzten Finalistin fällt, gefriert den nicht genannten Damen das Lächeln ein wenig schief im Gesicht, aber sie klatschen tapfer. Sieben strahlende Anwärterinnen auf den Titel "Bayerische Bierkönigin" stehen jetzt neben der amtierenden, Marlene Speck, die anderen bekommen eine Geschenktüte in die Hand gedrückt. Die Vorentscheidung ist gefallen. 116 Frauen aus ganz Bayern hatten sich beworben, doppelt so viele wie im Vorjahr. Auf die Gewinnerinnen wartet ein Bierseminar und dann, im Mai, die endgültige Wahl zur Bierkönigin.

"Natürlich gibt es da auch Tränen", sagt Friedrich Düll, der Präsident des Bayerischen Brauerbundes. Aber die rollten, anders als etwa bei Modelcastingshows im Fernsehen, hinter den Kulissen. Überhaupt ist das Aussehen der Kandidatinnen nicht das entscheidende Kriterium: Wichtig sind Charme und Englischkenntnisse, und selbständig müsse die Bierkönigin sein, sagt Düll, schließlich werde sie in die Welt hinausgeschickt. Marlene Speck etwa war neulich erst in Japan. Deswegen achte man zum Beispiel darauf, ob die Teilnehmerinnen viel gereist sind - eine Rucksacktour durch Südostasien mache sich da nicht schlecht.

Sabine Ullrich aus Unterfranken bringt all das mit. Nach dem Abitur war die 23-Jährige in Australien und Neuseeland unterwegs. Was hier, auf der Bühne des GOP-Theaters, gefragt ist, weiß sie genau - im vergangenen Jahr begleitete sie eine Freundin, die schließlich dritte wurde. So hat Ullrich vorab schon ihr eigenes Märzen in einer Brauerei nahe ihrer Heimat angesetzt - so zeigt sich Affinität zum Bier. Später will Ullrich Medizin studieren, momentan besucht sie eine Krankenschwesternschule. Mit der hat sie schon abgeklärt, dass sie im Falle eines Sieges ein Jahr Pause einlegen könne, um sich voll auf ihre Aufgaben als Bierkönigin zu konzentrieren. "Bayern ist meine Heimat, und ich liebe es, sie im Ausland zu repräsentieren", sagt die Finalistin, es klingt ehrgeizig druckreif. Nett lächeln zu können, reicht nicht. "Um die Welt zu reisen, das ist doch der Traum jeder jungen Frau", sagt Ullrich. Dem Traum ist sie am Donnerstag ein Stück näher gekommen.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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