Vor Gericht in München:Lebenslang für Mord an Ehefrau

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  • Ein 44-Jähriger ermordete vor einem Jahr seine Ehefrau mit 24 Messerstichen.
  • Das Landgericht München verurteilte ihn nun zu einer lebenslangen Haftstrafe, es stellte auch die besondere Schwere der Schuld fest.
  • Das Opfer hatte sich zuvor von dem Angeklagten getrennt, ihre Ehe war von Gewalt und Brutalitäten geprägt.

Von Susi Wimmer

Mit einer "schier unbegreiflichen Geduld", so sagt Richter Michael Höhne, hatte Marina B. 25 lange Ehejahre die Brutalitäten, die unbegründete Eifersucht und den Alkoholkonsum ihres Ehemannes ertragen. Aber diese Geduld habe sich am Ende nicht ausgezahlt. Als sie ihrem Mann Josip B. erklärte, dass die Ehe nun für sie endgültig beendet sei, rannte er ihr auf ihrem Arbeitsweg hinterher, zog ein Messer und rammte es ihr auf offener Straße nahe der U-Bahnstation Mangfallplatz in den Rücken.

Dafür verurteilte die erste große Schwurgerichtskammer am Landgericht München I den gebürtigen Kroaten am Freitag zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe und stellte die besondere Schwere der Schuld fest, wie es auch Staatsanwältin Nina Prantl gefordert hatte. Das heißt, der 44-Jährige kann auch nach 15 Jahren Gefängnis lange nicht mit einer Haftentlassung rechnen.

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Ohne erkennbare Emotionen lauschte der Angeklagte im schwarzen Sportpullover den Ausführungen des Vorsitzenden zu seinem Lebenslauf: Wie Josip B. 1992 in Kroatien Marina heiratete, wie drei Söhne geboren wurden, wie er bald seine Ehefrau und den Ältesten aus nichtigen Anlässen misshandelte und sogar einmal den Hund der Familie mit einem Messer tötete, weil ihn das Bellen gestört hatte. Nach seiner Frührente, so das Gericht, verfiel Josip B. immer mehr dem Alkohol, seine Frau versuchte, die Familie finanziell über Wasser zu halten. Dazu ging sie 2016 nach München und arbeitete als Reinigungskraft und Köchin in einem Kindergarten. Josip B. folgte ihr, versprach, nicht mehr zu trinken und sich eine Arbeit zu suchen.

Doch bald fiel er in alte Gewohnheiten zurück, trank und schlug im September 2017 seiner Frau aus Eifersucht mit der Faust ins Gesicht, weil ihre U-Bahn Verspätung hatte und sie später als gewohnt nach Hause kam. Der Faustschlag war so heftig, dass die Gesichtshälfte der Frau taub blieb - bis zu ihrem Tod.

Am Morgen des 24. November wollte Marina B. einen Schlussstrich ziehen. Sie sagte ihrem Mann, er solle nach Kroatien zurückgehen. Gegen vier Uhr früh machte sie sich auf den Weg zur U-Bahn, er steckte heimlich ein Küchenmesser ein und folgte ihr. Er stellte sie zur Rede, doch Marina B. blieb bei ihrem Entschluss, drehte sich um und wollte weitergehen. Da stach Josip B. zu. Insgesamt 24 Stiche zählte die Rechtsmedizin, hauptsächlich in die linke Brusthälfte und mit solcher Wucht ausgeführt, dass mehrfach Knochen absplitterten. "Absoluter Vernichtungswille", so nannte es das Gericht. Anschließend stach sich Josip B. selbst geringfügig in die Brust. Als die Polizei eintraf, stand er neben seiner sterbenden Frau und rauchte.

Während der gesamten sechs Verhandlungstage hatte sich Josip B. relativ unbeteiligt gezeigt. Anwältin Sabine Färber-Fröba, die in der Nebenklage die Schwester der Getöteten vertreten hatte, sagte nach der Urteilsverkündung, dass durch das Verhalten des Vaters für die Söhne die Mutter ein zweites Mal gestorben sei. Richter Michael Höhne fand noch drastischere Worte für den Angeklagten: "Vielleicht begreifen sie irgendwann einmal selbst, dass sie nicht nur das Leben ihrer Ehefrau, sondern auch das ihrer drei Söhne zerstört haben." Ob Josip B. das Urteil annehmen wird, stand am Freitagnachmittag noch nicht fest.

© SZ vom 17.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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