Vor Gericht:Der tiefe Fall des Promi-Schneiders

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Der angeklagte Daniel Fendler in seinem Laden in Aschau. (Foto: imago)

Daniel Fendler war mal der Liebling der Münchner Modeszene. Jetzt wird ihm der Prozess gemacht. Er soll mit der Droge Crystal gedealt haben.

Aus dem Gericht von Stephan Handel

Der Angeklagte hat gestanden - was hätte er auch sonst machen sollen? Das Zeug wurde ja in seiner Wohnung gefunden - fast 170 Gramm Methamphetamin, bekannt unter dem Namen Crystal Speed -, als im Dezember des vergangenen Jahres die Polizei um sechs Uhr früh vor der Tür stand. Der Angeklagte, dem seit Montag vor dem Landgericht der Prozess gemacht wird, heißt Daniel Fendler, und er war einst der Liebling all jener, die beim anziehen nicht so genau aufs Geld schauen müssen. Jetzt wird er aller Voraussicht nach für längere Zeit ins Gefängnis müssen.

Der erste Tag des Prozesses war sozusagen eine Generalbeichte aus der Mode- und der Schwulenszene. Fendler, 37 Jahre alt, eröffnete vor gut 15 Jahren sein erstes Atelier in München - nach einer Schneiderlehre, nach der Deutschen Modeschule und nach einem Engagement bei Vivienne Westwood. Schnell wurde er ein Star unter modebewussten Münchnerinnen - zu welchem Preis offenbarte er in seiner mehr als dreistündigen Aussage: "Wir haben 20 Stunden am Tag gearbeitet. Übrig geblieben ist am Ende trotzdem kaum was."

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Um das Jahr 2012 herum habe er eingesehen, "das ich so nicht Millionär werden kann" - er schloss sein Münchner Geschäft und zog mit seinen Angestellten nach Edling nahe Wasserburg, wo er aufgewachsen war. Allerdings geriet er wenig später über eine Beziehung an Crystal Speed - vor Gericht sagte er, zuvor sei er nur gelegentlich mit synthetischen Drogen in Berührung gekommen. Vom Meth-amphetamin aber, schnell süchtig machend und in der Schwulen-Szene als Sex- und Partydroge bekannt, kam er nicht mehr los. Zum Schluss konsumierte er bis zu acht Gramm pro Woche.

Fendler selbst stellt den Sachverhalt so dar, dass er mit seinem damaligen Dealer nach Tschechien gefahren sei und dadurch wusste, wie und wo die Droge zu bekommen war. Als der Dealer festgenommen wurde und deshalb die Quelle versiegte, machte er sich selbst auf den Weg nach Cheb. Zehn Beschaffungsfahrten, Erwerb und Import von knapp 500 Gramm Crystal wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor. Fendler selbst sagt, er gehe von höchstens sechs Fahrten aus.

Akribischer noch als die Fahrten listet die Anklage den Weiterverkauf auf und betont zum Schluss, dass das importierte Crystal die sogenannte "geringe Menge" um das 13-fache übersteige. Das bedeutet für die Strafverfolgungsbehörden, dass die Droge nicht nur zum Eigenkonsum erworben wurde, sondern dass damit gedealt wurde. In einigen Punkten der Anklageschrift unterstellt die Staatsanwaltschaft sogar "gewerbsmäßigen Handel", dafür liegt die Mindeststrafe bei zwei Jahren. Neben den Drogen und dem üblichen Instrumentarium für ihren Konsum hatte die Polizei bei der Durchsuchung auch Listen mit Finanzkalkulationen gefunden. Fendler bestreitet aber, mit dem Drogenhandel sein unrentables Modelabel finanziert zu haben.

Seit Dezember sitzt Fendler nun in Untersuchungshaft - zunächst in Mühldorf, dann in Stadelheim. Seitdem ist er clean - und dankbar dafür, sagt er: "Wenn ich nicht inhaftiert worden wäre, hätte ich die nächsten Monate nicht überlebt." Seine Mode - vor einiger Zeit hat er die Kollektionen auf Trachten und Dirndl umgestellt - werden in einem kleinen Geschäft in Aschau am Chiemsee verkauft, derzeit führt seine Mutter den Laden. Nach mehr als 15 Jahren voller atemloser Arbeit will er sich nun neu orientieren: "Die U-Haft hat mir Zeit geschenkt, in der ich nachdenken konnte." Nach dem Urteil, das für den 17. September geplant ist, wird er dazu voraussichtlich noch länger Gelegenheit haben.

© SZ vom 04.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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