Virtuelle Karte:Stadtplan des Terrors

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Der Bau lässt noch auf sich warten, aber virtuell ist das NS-Dokumentationszentrum schon präsent.

Berthold Neff

Am Mittwoch präsentierte Gründungsdirektorin Irmtrud Wojak den neuen interaktiven Stadtplan "Topographie des Nationalsozialismus in München 1918 bis 1945", der am Donnerstag auf der Homepage des Zentrums ( www.ns-dokumentationszentrum-muenchen.de) freigeschaltet wurde.

Seit Donnerstag online: der interaktive Stadtplan zur NS-Zeit. (Foto: Screenshot: ns-dokumentationszentrum-muenchen.de)

Bis 2013, wenn das Zentrum in dem weißen Betonwürfel am Rande des Königsplatzes eröffnet werden soll, wird der interaktive Stadtplan zur NS-Zeit in München kontinuierlich ausgebaut, wie Ursula Saekel erläuterte, die im städtischen Kulturreferat für das NS-Dokumentationszentrum zuständig ist. Der nun im Internet verfügbare Plan basiert auf dem Stadtplan "Nationalsozialismus in München", der 2003 von Kulturreferat und Stadtmuseum herausgegeben wurde.

Das Netz eröffnet im Vergleich zur gedruckten Fassung ganz neue Möglichkeiten für den Umgang mit der NS-Zeit. Über die Karte können die für diese Zeit historisch bedeutsamen Orte in verschiedenen Zoomstufen angezeigt werden, und zwar topographisch oder innerhalb des Stadtplans. Demnächst, sobald die entsprechenden Luftbilder vom Vermessungsamt digitalisiert sind, sollen diese Orte in historischen Aufnahmen sichtbar gemacht werden.

Dann wird es möglich sein, belastete Orte - etwa die Gestapo-Zentrale im ehemaligen Wittelsbacher-Palais, heute Sitz der BayernLB - im historischen Zeitraffer zu sehen. Viele Schauplätze, die für den Aufstieg und die Herrschaft der Nationalsozialisten von Bedeutung waren, wurden durch den Krieg zerstört. Dies betrifft auch jene Orte, die mit dem Widerstand gegen das NS-Regime verknüpft sind. In einer späteren Phase soll im Internet auch dokumentiert werden, mit welchen Gedenkstätten oder Gedenktafeln heute daran erinnert wird. Von Beginn an wollen die Betreiber Hinweise von Bürgern auf weitere wichtige Orte aufnehmen.

Zu jedem Ort gibt es im Netz ausführliche Informationen und weiterführende Links. Geplant ist auch, Ton- und Filmbeiträge zu den einzelnen Orten und den damit verbundenen Ereignissen anzubieten. Das NS-Dokumentationszentrum selber entsteht auf belastetem Gelände, nämlich dort, wo früher die NSDAP-Zentrale stand, das "Braune Haus". Auch die Präsentation des interaktiven Stadtplans fand an einem Ort mit NS-Vergangenheit statt - im 1937 eröffneten Haus der Kunst, ein laut Direktor Chris Dercon "sehr belasteter Ort".

Hier geht es zum virtuellen Stadtplan.

© SZ vom 28.05.2009/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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