Viktualienmarkt:Stier statt Hirsch

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Erst die Supermarktpläne für die Schrannenhalle, nun zieht die Stadt den Zorn der Händler am Viktualienmarkt auf sich: Red Bull darf im ehemaligen Pörrer-Stand Kochbücher verkaufen. Dann soll ein Edel-Souvenirladen einziehen.

Von Thomas Anlauf

Die Aufregung der Händler vom Viktualienmarkt reißt nicht ab. Nach der Ankündigung des Schrannenhallen-Besitzers Hans Hammer, womöglich einen Supermarkt in die Halle neben dem Markt zu holen, der den Marktleuten starke Konkurrenz machen könnte, verärgert nun auch die Stadt die Standlbetreiber. In dem seit zweieinhalb Jahren leer stehenden Viktualienmarktstand des Wildhändlers Pörrer darf nun das Lifestyle-Magazin Servus des Red-Bull-Konzerns zehn Tage lang Kunsthandwerk und Kochbücher verkaufen. Und im Spätherbst soll der ehemalige Wildfleisch-Stand endgültig eine neue Bestimmung bekommen: als Souvenirladen.

"Das ist doch ärgerlich", sagt Elke Fett, Sprecherin der Händler am Viktualienmarkt. "Red Bull ist doch nichts für einen Ort wie diesen." Auch wenn in dem Stand von 19. bis 28. August keine Getränke des österreichischen Brauseherstellers verkauft werden, hat sie für die Entscheidung der Markthallen München kein Verständnis. Dass in den vergangenen Monaten Vertreter der Münchner Partnerstädte vorübergehend in dem Pörrer-Stand für sich werben durften, findet die Marktsprecherin prinzipiell noch in Ordnung. Aber als - statt wie vereinbart die US-amerikanische Stadt Cincinnati - das Münchner Haushaltswaren-Geschäft Kustermann den Stand belegte, beschwerte sich Elke Fett. Ihr ist ohnehin ein Rätsel, weshalb der Stand so lange leer stand oder als Baustellenlager benutzt wurde. "Bei mir waren x Wildhändler, die gerne den Stand übernommen hätten", darunter einer vom Tegernsee, sagt Elke Fett.

Dem widerspricht die Stadtverwaltung. Zwar sei man beim Viktualienmarkt bemüht, für einen leer stehenden Stand möglichst einen Händler mit einem ähnlichen Angebot - in diesem Fall Wildfleisch - zu finden, doch die Suche hat sich offenbar als schwierig erwiesen. "Wildfleisch ist offenbar nicht mehr so gefragt" und da sei es fraglich, ob ein Händler mit reinem Wildfleischangebot am Viktualienmarkt überhaupt noch über die Runden käme, sagt Bernd Plank, Sprecher des Kommunalreferats. Die Markthallen München haben deshalb entschieden, in dem einstigen Wildfleischstand einen Laden mit "hochwertigem Merchandising" einzurichten.

Keine Billigware, sondern ein Edel-Souvenirladen

Derzeit läuft die Ausschreibung, auf die sich laut Kommunalreferat auch schon mehrere Interessenten gemeldet haben. Es sollen darin Artikel verkauft werden, "die etwas mit dem Markt zu tun haben", so Plank. Und keinesfalls soll ein Filialist einziehen oder ein Händler, der Billigware anbietet. Die Idee vom Edel-Souvenirladen stammt aus Wien. Eine Delegation der Stadt hatte sich in Österreichs Hauptstadt den sanierten Naschmarkt angesehen, und auch dort wurde nun ein Merchandising-Stand eingerichtet - offenbar mit Erfolg.

Man müsse den Münchner Viktualienmarkt auch weiterentwickeln, findet Plank: "Der Markt ist kein Museum." Von dem Souvenir-Standl verspricht sich das Kommunalreferat vor allem eine Verbesserung des Angebots für Touristen. Das Konzept sei auch mit den Markthändlern bei einem der regelmäßigen Treffen besprochen worden, "das Echo war durchaus positiv", so Plank. Elke Fett, die Veränderungen am Markt oftmals skeptisch gegenüber steht, findet hingegen: "Wir brauchen kein Merchandising." Es sei doch schade um den schönen Platz am Viktualienmarkt, findet die 70-jährige Marktleute-Sprecherin. Die meisten Händler hätten selbst jeweils ein oder zwei hochwertige Souvenirs in ihrem Sortiment.

Nach den Sommerferien will Elke Fett auf die Stadtratsfraktionen und die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung zugehen, um ihre Vorschläge für den Viktualienmarkt zu unterbreiten. Sie habe sich deshalb gerade erst mit CSU-Stadtrat Georg Schlagbauer getroffen, der als Metzger selbst einen Stand am Viktualienmarkt betreibt. Schlagbauer, der erst kürzlich zum Handwerkskammer-Präsidenten gewählt wurde, ist für die Marktleute ein prominenter Fürsprecher. Mit ihm an der Seite will sich Elke Fett auch für ein Alternativkonzept zur Schrannenhalle einsetzen. In einer Umfrage unter den Händlern hätten sich kürzlich 97 gegen eine Nutzungsänderung der neun Jahre alten Markthalle neben dem Viktualienmarkt eingesetzt, zwei Händler seien dafür gewesen. Eine Nutzungsänderung wäre nötig, damit ein Supermarkt in die Halle einziehen könnte. Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) betrachtet die Pläne für einen Supermarkt in der Schranne mit Skepsis.

© SZ vom 12.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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