Viertel-Stunde:Sep Ruf auf der Spur

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Runde Sache: St. Johann von Capistran. (Foto: Catherina Hess)

Zahlreiche Bauten zeigen auch heute, wie der Architekt das Stadtbild geprägt hat

Kolumne von Alfred Dürr

Als in den Fünfzigerjahren und der folgenden Zeit etwas Neues aus den Trümmerhaufen der vom Krieg zerstörten Altstadt entstand, galten diese Bauten als außergewöhnlich und aufregend. Die Maxburg an der Pacellistraße, in dem sich das Amtsgericht befindet, ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Tradition und Moderne aufeinander geprallt sind. Der Münchner Architekt Sep Ruf (1908 bis 1982) sorgte mit seinem Konzept einer offenen und von Wegen und Plätzen durchzogenen Anlage für Furore bei Anhängern eines konservativ geprägten Stadtbildes.

Heute sind die Werke von Sep Ruf Klassiker, die man bei einem Spaziergang durch die Innenstadt, die Maxvorstadt oder Schwabing erkunden kann. Von der Maxburg führt der Weg zum Goetheplatz, zum 1957 eröffneten Royal-Filmpalast - ein über einem gläsernen Sockel scheinbar schwebender Kubus. Das Gebäude wurde mehrfach umgebaut und ist kein Denkmal. Weitgehend originalgetreu sind die Wohnhäuser an der Theresienstraße 46 bis 48 und am Habsburgerplatz mit ihrer großflächigen Verglasung und filigranen Gestaltung. Für das amerikanische Generalkonsulat an der Königinstraße hatte Ruf einen frei zugänglichen und transparent wirkenden Bereich entwickelt. Davon merkt man nichts mehr, das Areal hat sich wegen der Sicherheitsvorkehrungen eher in eine Festung verwandelt. Von hier aus führt der Weg durch den Englischen Garten zum Tucherpark. Ruf war für die Planung des Bürogeländes verantwortlich, das durch das Zusammenspiel von Grün und Gebäuden besticht. Möglicherweise ist Zeit für einen Abstecher in die Parkstadt Bogenhausen, zu St. Johann von Capistran. Die Kirche zählt zu den bedeutendsten Sakralbauten der Nachkriegszeit.

Der Tucherpark ist an Investoren verkauft und steht vor Veränderungen. Damit Ruf und seine Architektur nicht in Vergessenheit geraten, hat das Planungsreferat mit der Sep Ruf Gesellschaft e.V. ein Booklet herausgegeben (Stadtinformation am Marienplatz, PlanTreff an der Blumenstraße oder zum Download im Internet). Als Begleiter für den Spaziergang ist diese Broschüre bestens geeignet.

© SZ vom 02.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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