Viertel-Stunde:Ort des Glücks

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Architektur und Kunst: Im Museum Peter Gehring ist beides auf inspirierende Weise vereint. (Foto: Stephan Rumpf)

Im Privatmuseum Peter Gehring begegnet man den Werken dieses außergewöhnlichen Künstlers. Der Sogwirkung von Haus und Garten kann man sich kaum entziehen

Kolumne Jutta Czeguhn

Peter Gehring war schon sterbenskrank, da hat sich Alfred Brendel an den Flügel gesetzt und für ihn gespielt. Birgit Andrea Gehring, die Witwe des 2001 mit nur 47 Jahren verstorbenen Münchner Architekten, Bildhauers, Malers und Opernsängers, erzählt diese Geschichte nicht etwa, um mit dem Namen des großen Pianisten wichtig zu tun. Alfred Brendel, sagt sie, habe in den Skulpturen ihres Mannes etwas erkannt, das ihm selbst sehr nahe ist. "Er hat den freigelassenen Raum in den Figuren mit den Pausen in der Musik verglichen", erinnert sich Birgit Gehring. Mit jener Stille, die Musik erst möglicht macht.

Etlichen dieser außergewöhnlichen, auf das Wesentliche reduzierten Skulpturen begegnet man bei einem Besuch des Museums Peter Gehring. Im inzwischen denkmalgeschützten Haus, direkt am Hartmannshofer Park in Untermenzing, hat der Künstler gelebt und gewirkt. Eine gewisse, nur gut gemeinte Warnung muss hier wohl ausgesprochen werden, denn nicht nur das Besucherbuch deutet an: Der Ort scheint eine Sogwirkung auszuüben, der man sich nur schwer entziehen kann. Er ist begehbare Münchner Architektur- und Kunstgeschichte. Das Haus mit dem tief herunter gezogenen Satteldach wurde 1950 von Kirchenbaumeister Gustav Gsaenger für den bekannten Landschaftsarchitekten Alfred Reich entworfen. Der Garten, den Reich dann auf seinem 3200 Quadratmeter großen Grund schuf, wirkt wie vorauskomponiert für die Skulpturen Peter Gehrings. Dieser wiederum hatte bereits als Architekturstudent Fotos von Reichs Haus und Garten gesehen und sich sofort verliebt.

Es fügte sich eins zum anderen: Im Jahr 1998 konnte Peter Gehring mit seiner Frau einziehen, und damit auch die Kunst dieses in jeder Weise hyperbegabten Menschen; Zeichnungen, Aquarelle, Papierschnitte, Fotocollagen und die Bronze-Skulpturen. Sie und ihr Mann, erzählt Birgit Gehring, hätten ihr schönes Zuhause als so großes Geschenk empfunden, dass da immer dieses Gefühl war: "Wir müssen dieses Glück teilen." Auch nach Peter Gehrings Tod ließ sie dieser Gedanke nie los. 2015 endlich, nach "uferlos viel Arbeit", konnte sie das Museum eröffnen. Nun kommen die Besucher, sie läuten, Birgit Gehring öffnet und weist den Weg durch die Sammlungen in Haus und Garten.

Sehr viele Menschen haben dieses besondere Münchner Privatmuseum inzwischen besucht. "Bei 6000 habe ich aufgehört zu zählen", sagt Birgit Gehring. Weil sie alles bislang alleine managt, gibt es heuer nur die Öffnung im Juli und August. Doch wie immer wird die Museumsleiterin einen Krug Wasser mit Zitrone und Pfefferminze im Gewächshaus für ihre Sommergäste bereitstellen. Und die werden etwas von dem Glück der Gehrings mit nach Hause nehmen.

Museum Peter Gehring, im Eichgehölz 15, Öffnungszeiten Juli/August, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr, Telefon 300 23 59.

© SZ vom 06.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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