Viertel-Stunde:Mochos Ritt in die Gegenwart

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Dem Adelsgeschlecht der Fagana lässt sich in Feldmoching auch heute noch nachspüren - einiges ist belegt, die meisten Details muss man sich aber dazudenken

Von Berthold Neff

Wie mag das hier wohl ausgesehen haben vor mehr als 1000 Jahren, als Feldmoching weder ein Münchner Stadtteil noch ein richtiges Dorf war, vielleicht nicht einmal ein Weiler? Man könnte es sich beispielsweise so vorstellen: Mocho, mitunter auch Macho genannt, ist ein stolzer Nachfahre des Adelsgeschlechts der Fagana. Er tritt aus seiner Holzhütte, die er sich von seinen Leibeigenen an den östlichen Rand des Dachauer Mooses setzen und mit Schilf decken ließ, und schwingt sich auf sein Pferd.

Der Braune hat ihn vor drei Tagen durch ein Scharmützel mit den nach Baiern eingefallenen ungarischen Steppenreitern getragen. Allen Pfeilen sind sie davongeritten, außer einem. Dessen Spitze hat sich tief in Mochos Schulter gebohrt, die Wunde blutet noch. Und so reitet er von seinem Hof los, um bei Anulo und dessen Frau Rat zu suchen, die beide zu seiner Sippe gehören und mit Kräuterverbänden und Zaubersprüchen manchmal Wunder vollbringen.

Einen Ritt durch seine Vergangenheit könnte Mocho auch heute unternehmen. Der Streifzug würde an der S-Bahn-Station Fasanerie beginnen, an seiner, der Mochostraße. Richtung Norden ginge es über die Feldmochinger Straße an den Nordrand des Fasaneriesees, wo man 1939 die Reihengräber seiner Vorfahren entdeckt hat.

Sie hatten das Sagen auf dem Gebiet des Freisinger Bistums und werden bereits in frühen Freisinger Quellen, fein säuberlich auf Pergament, erwähnt. Ihr Stammland war die Gegend zwischen Isar und Inn und zwischen Mangfall und dem Unterlauf der Amper. Einer ihrer Hauptorte war die Herrschaft Burgrain, die der Fagana Riphwin im Jahre 808 dem Bischof von Freising als Tauschobjekt gab, was Karl der Große am 4. Mai 811 schriftlich bestätigte. Schloss Burgrain liegt im oberen Isental, etwa 45 Kilometer östlich von München.

Die Fagana werden in der "Lex Baiuvariorum", der ältesten Sammlung von Gesetzen der Bajuwaren, als "primi" geführt, als Adlige. Sie waren wohl gut drauf, ihr Name kann als "die Frohen" oder "die Fröhlichen" gedeutet werden, wie Wilhelm Störmer im "Reallexikon der Germanischen Altertumskunde" ausführt. Sie gaben dem heutigen Feldmoching, das um das Jahr 762 erstmals urkundlich als "Feldmohinga" erwähnt wurde, den Namen. Es bedeutete, so sagen es die Forscher heute, "bei den Leuten des Mocho an der waldfreien Fläche".

Ihnen zu Ehren macht Mocho jetzt einen kleinen Schwenk nach Osten, zur Faganastraße hin. Sie führt zur Faganahalle, die unter anderem der FC Fasanerie-Nord nutzt. Vielleicht ist auch ihm zu Ohren gekommen, dass sich dort erst vor Kurzem mehr als 1000 besorgte Bürger versammelt haben, weil sie Angst davor haben, dass ihr Grund und Boden durch die Städtebauliche Entwicklungsmaßname (SEM) mit hässlichem Beton zugepflastert wird. Seine Wiesen und Felder!

Die Wunde schmerzt. Mocho reitet an der Holzkirche St. Peter und Paul vorbei, murmelt ein Gebet und einen Zauberspruch hinterher. Dann ist er am Ziel. In der Mocho-Apotheke an der Josef-Frankl-Straße gibt es gutes Wundpflaster.

© SZ vom 20.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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