Viertel-Stunde:Mitten im Amselnest

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Frei wie ein Vogel: Das Amselnest auf dem neuen Spielplatz wurde schnell zur Attraktion. (Foto: Catherina Hess)

Was Ringelnatz' Gedicht "Samenkorn" mit dem neuen Spielplatz an der Berliner Straße zu tun hat

Von Nicole Graner

Ein Samenkorn lag auf dem Rücken, die Amsel wollte es zerpicken. Aus Mitleid hat sie es verschont und wurde dafür reich belohnt. Das Korn, das auf der Erde lag, das wuchs und wuchs von Tag zu Tag. Jetzt ist es schon ein hoher Baum und trägt ein Nest aus weichem Flaum. Die Amsel hat das Nest erbaut; Dort sitzt sie nun und zwitschert laut." Was hat Joachim Ringelnatz und sein Gedicht "Samenkorn" mit dem neuen Spielplatz an der Berliner Straße zu tun? Eine ganze Menge. Denn es war, wie Simon Winkler vom Landschaftsarchitekturbüro Ver.de erklärt, tatsächlich Ideengeber. Das im Gedicht zitierte Nest wurde aus vielen Holzstämmen sozusagen überdimensional nachempfunden und ist der "Mittelpunkt" des neuen Spielplatzes. Und der große Kletterturm, an dem die Kiwi-Stauden schon emporranken, ist jener "hohe Baum" im Ringelnatz-Gedicht.

Seit der Spielplatz offen hat, ist immer etwas los. Kinder verstecken sich im Nest, klettern die Baumskulptur nach oben. Irgendwann werden die Mutigen auch Kiwis pflücken können. "Geliebt ist er", sagt Christine Lindauer, eine Mutter aus dem Berliner Viertel, "schon jetzt." Weil er anders sei, als andere. Ihre Tochter habe schon sehnsüchtig auf die Fertigstellung gewartet. Nun ist er spielbereit. So sehr, dass an manchen Tagen das Kinderlachen schon vom Restaurant "La Boheme" aus zu hören ist. Auch der zweite Platz, nach der neuen Brücke, ist beliebt. Dort räkeln sich Kinder und Jugendliche, aber auch so mancher Erwachsene, in Fläznetzen. Besonders geschätzt sind die Tischtennis-Platte und das hölzerne Dach des kleinen Holzhauses. Für die größeren Kinder sei dieser Platz eigentlich konzipiert worden, erklärt Steffen Warlich von der Jost-Hurler-Gruppe. Aber alle Altersgruppen nutzen ihn. Manchmal fliegen sogar Frisbeescheiben über die Wiese am Schwabinger Bach, sagt Warlich. Wann die Scheibe mal im Wasser landet? Der dritte Spielplatz dreht sich um Kugeln: In Geduldsspielen und auf dem Platz. Apropos Wasser: Sobald es fließt, wird man am großen Spielplatz imposante Matschburgen bauen können.

© SZ vom 19.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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