Viertel-Stunde:Kurze Karriere als Künstler

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„Der Compositeur am Morgen“: So zeichnete Wilhelm Busch einst Georg Kremplsetzer. (Foto: Archiv Heimatmuseum Vilsbiburg)

Mit 30 Jahren zog es Georg Kremplsetzer aus Vilsbiburg unwiderstehlich nach München, wo er Teil der Boheme wurde. Doch selbst die Zusammenarbeit mit dem Dichter Wilhelm Busch brachte ihm kein Glück.

Von Ulrike Steinbacher

Wilhelm Busch muss den Münchner Stadträten deutlich wichtiger gewesen sein als der Mann, der die Musik für seine Bühnenarbeiten komponiert hat, nimmt man die Länge der Straßen zum Maßstab, die nach den beiden benannt sind. Womöglich war es auch Absicht, dass der Dichter Busch sein Denkmal in Solln gesetzt bekam, während der Musiker Georg Kremplsetzer in Daglfing verewigt wurde. Gute 15 Kilometer beträgt die Distanz zwischen ihren Straßen, was in etwa der Kluft entsprechen könnte, die sich zwischen den beiden Künstlern am Ende auftat.

Kennengelernt haben sich der Niedersachse Busch und der Niederbayer Kremplsetzer in der Künstlervereinigung Jung-München. Beide stammten aus bürgerlichen Familien, die den künstlerischen Neigungen der Söhne eher ratlos gegenüberstanden. Dabei hatte es Kremplsetzer mit der Tuchmanufaktur seiner Eltern in Vilsbiburg immerhin probiert. Mit 30 Jahren ließ er sich sein Erbe auszahlen, zog nach München, nahm Musikunterricht und fand Anschluss an die seinerzeit legendäre Künstlerszene. Er bekam den Spitznamen "Gnack", heißt es auf der Homepage des Vilsbiburger Heimatmuseums. Der kleine, dickliche Musiker mit dem schütteren Haar und der große, dünne, ernsthafte Maler und Lyriker, der seine humoristischen Bildergeschichten keineswegs als Kunst betrachtete, produzierten zusammen zwei oder drei Singspiele: "Hansel und Gretel" wurde 1862 uraufgeführt, "Der Vetter auf Besuch" 1863. Diese komische Oper scheiterte an ihrer Konstruktion und war der Grund für das Zerwürfnis zwischen den beiden. Busch zog seinen Namen zurück, als "Singspiel von Georg Kremplsetzer" kam die Oper auf die Bühne.

Sie war genau genommen auch der Höhepunkt von Kremplsetzers Karriere. Er wurde 1865 zwar Kapellmeister und "Haus-Compositeur" des neuen Gärtnerplatztheaters, war aber mit dessen Bankrott 1868 finanziell ruiniert. Danach tingelte er durch die Provinz, kehrte krank nach Vilsbiburg zurück und starb 1871 mit nur 44 Jahren. Zu dieser Zeit war Wilhelm Busch schon berühmt.

© SZ vom 02.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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