Arnulfpark-Beschimpfungen sind inzwischen deutlich seltener zu hören. Lange war es en vogue, das Neubauquartier zwischen Hacker- und Donnersbergerbrücke als monoton und trist zu verunglimpfen. Die Meckerer sind weitgehend verstummt. Das mag daran liegen, dass sie sich auf wirklich schäbige Ecken konzentrieren. Doch womöglich schweigen die Lästerer, weil sie gehört haben, wie lebendig es hier zugeht, wie herzlich der Umgang der Nachbarn ist. "Es ist wie in einem kleinen Dorf", schwärmt Sabine Ullrich.
Die Sozialpädagogin hat großen Anteil am prosperierenden sozialen Geflecht in diesem Wohn- und Gewerbeviertel. Seit 2011 ist sie Leiterin des Nachbarschaftstreffs an der Arnulfstraße: ein Raum, ein Büro, eine kleine Küche, eine Toilette. Ein kleines Provisorium, das zur Dauerlösung wurde - allerdings eines mit großer Wirkung. Seit der Eröffnung herrscht hier enormer Andrang; die "Arnulfparkler", wie sie sich selbst nennen, lieben diesen Treff. Hier debattierten anfangs die Bürger über die Gestaltung des Quartiers, hier drängten sich mitunter 100 Menschen, als es um Mieterhöhungen ging. Dutzende Anwohner haben sich zu Yoga- oder Kochgruppen, zu Sprachkursen und Mütter-Runden zusammengefunden. Und mitten drin immer Sabine Ullrich als Begleiterin, Organisatorin und Ansprechpartnerin für allerlei Probleme. Sie erzählt von einer alleinerziehenden Frau mit drei Kindern, die einmal völlig aufgelöst herein kam. Ein Wasserschaden in der Küche, alles hin. Ullrich griff zum Telefon. Die Frau gab einem Nachbarn das Geld mit, der fuhr zu Ikea, ein anderer brachte den Schrott zum Wertstoffhof. "Und ein Dritter hat ihr die neue Küche aufgebaut", sagt Ullrich.
So ist es nicht verwunderlich, dass beim Sommerfest 2016 gut 350 Nachbarn miteinander tanzten; zur Feier des zehnjährigen Bestehens heuer im Juli werden es sicher noch mehr. Man kann es als Seitenhieb auf die Arnulfpark-Verspotter verstehen, wenn Sabine Ullrich bemerkt: Die Nachbarschaft sei hier so, "wie sich das fürs Münchner Zusammenleben gehört".